Altersvorsorge Die Rente reicht nicht mehr

Die Rente wird in Zukunft nicht mehr zum Leben reichen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Rentenbericht. Arbeitsminister Franz Müntefering ist dennoch überzeugt, dass "Sicherheit im Alter möglich" sei.

Das Niveau der gesetzlichen Rente wird in den nächsten Jahrzehnten so stark absacken, dass sie für ein auskömmliches Leben im Alter nicht mehr reicht. Das ist die Hiobsbotschaft des neuen Rentenversicherungsberichts, den Arbeits- und Sozialminister Franz Müntefering (SPD) jetzt vorgestellt hat. Nur wer zusätzlich kräftig spare wird sich demnach so viel leisten können wie als Berufstätiger.

"In Zukunft wird der erworbene Lebensstandard nur erhalten bleiben, wenn die finanziellen Spielräume des Alterseinkünftegesetzes und die staatliche Förderung der privaten Vorsorge, wie die Riesterrente genutzt werden, um eine private Vorsorge aufzubauen", heißt es in dem Bericht, der die Entwicklung der Altersvorsorge bis zum Jahr 2019 prognostiziert.

"Sicherheit im Alter ist möglich"

Mit den Worten Münteferings: "Sicherheit im Alter ist möglich" - vorausgesetzt, sie sichern sich auch privat ab. Das Rentensystem, dem einige Experten schon den Kollaps vorhersagen sei strukturell in Ordnung, das System bis zum Jahr 2030 tragend, sagte der Vizekanzler. Allerdings müsse die private und betriebliche Vorsorge noch verstärkt werden. Er habe jedoch keine Absicht, eine zusätzliche Vorsorge zur Pflicht zu machen, so Müntefering.

Aber gerade untere Einkommensgruppen nutzten die Möglichkeiten zu wenig. Hier müsse stärker geworben werden. Auch seien die Tarifpartner gefragt. Einschließlich des Öffentlichen Dienstes haben Müntefering zufolge 60 Prozent der Beschäftigten zusätzlich vorgesorgt.

Das Niveau der staatlichen Rente wird sich aber bereits bis 2009 spürbar verringern. So kann ein Arbeitnehmer, der in diesem Jahr in den Ruhestand geht, noch mit 52,2 Prozent "Sicherungsniveau" rechnen - bezogen auf die Durchschnittseinkommen nach Abzug der Sozialabgaben aber vor Steuern. Schon 2009 sollen es nur noch 49,9 Prozent sein, 2019 dann 46,3 Prozent.

Dies sind Zielwerte, die bereits mit der jüngsten Rentenreform gesetzt wurden. Bis 2030 soll das Niveau demnach nur noch 43 Prozent betragen.

In Modellrechnungen ergibt sich daraus eine Bruttostandardrente von 1176 Euro für das laufende Jahr. Angesichts geplanter Nullrunden verändert sich der Wert in den Modellrechnungen für 2007 und 2008 nicht und steigt dann auf 1180 Euro. 2014 soll er mit 1263 Euro kaum spürbar darüber liegen. Für 2019 stellt der Bericht ein Wert von 1414 Euro in Aussicht.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Wer heute privat vorsorgt, kann das Sinken des gesetzlichen Rentenniveaus aber zumindest abfedern. Wer 2010 in Rente geht, kann sich als "Standardrentner" bis dahin im besten Fall 33 Euro pro Monat zusätzlich an Riesterrente zusammensparen. Bis 2019 sollen 110 Euro im Monat möglich sein. Damit käme der Standardrentner immerhin noch auf ein Sicherungsniveau von insgesamt 49,9 Prozent.

Müntefering sagte zu den Ergebnissen, dass die Rentenprognosen auch deshalb etwas schlechter ausfallen als in früheren Jahresberichten, weil geringere Werte für Wirtschaftswachstum und Lohnentwicklung eingesetzt worden seien.

Die Annahmen der rot-grünen Regierung hatten sich regelmäßig als zu optimistisch erwiesen. Müntefering geht nun für die mittlere Variante seiner Modellrechnungen von 2,5 Prozent Lohnzuwachs aus sowie langfristig von 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters