stern-Umfrage Bundeskanzlerin soll Erdoğan die Stirn bieten

Kanzlerin Angela Merkel soll sich vom türkischen Präsidenten Erdoğan nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Das erwartet laut einer stern-Umfrage eine deutliche Mehrheit der Deutschen - ungeachtet möglicher Probleme.

Ein breite Mehrheit der Deutschen spricht sich dafür aus, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan deutliche Worte angesichts der Verletzung von Menschenrechten und Meinungsfreiheit findet. Das geht aus einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des stern hervor. Gefragt wurde danach, für wie belastbar die Bundesbürger die deutsch-türkischen Beziehungen halten.

Demnach spricht sind 77 Prozent der Befragten für eine klare Haltung der Kanzlerin, egal, ob dadurch der Flüchtlingspakt der Europäischen Union mit der Türkei gefährdet wird oder nicht. Lediglich 16 Prozent finden, dass sie alles dafür tun müsse, damit das Abkommen auch weiterhin Bestand hat.

Platzt Flüchtlingsdeal, muss Angela Merkel andere Lösung suchen

Falls der von Merkel maßgeblich vorangetriebene Pakt scheitern sollte und es wieder zu einem verstärkten Zustrom von Flüchtlingen kommt, müsse die Regierungschefin eben nach anderen Lösungen suchen, sagen 79 Prozent. Ihren Rücktritt erwarten dann 10 Prozent der Befragten – darunter vor allem die Anhänger der AfD (47 Prozent) und der CSU (19 Prozent), nicht aber die der anderen Parteien (3 Prozent). Dass sie in diesem Fall nicht mehr zur Bundestagswahl 2017 antreten sollte, meinen 8 Prozent.

Die Bundeskanzlerin hat sich am Montag mit dem türkischen Präsidenten in Istanbul zu Gesprächen getroffen. Danach äußerte sie sich skeptisch, dass die geplanten Visafreiheit für türkische Bürger bei Reisen in die EU wie geplant zum 1. Juli in Kraft treten kann.

Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte am 19. und 20. Mai 2016 im Auftrag des Magazins stern 1002 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.

Mehr zum Thema im stern Nr. 22/2016:

wm/stern