Die Kanzlerin im ZDF Merkel schafft das

Die Kanzlerin steht unter Beschuss - von allen Seiten. Ein Besuch in der ZDF-Sendung "Was nun,...?" sollte der Stärkung und Klärung dienen. Aber vielleicht ist Angela Merkel ihrem Land einfach um ein paar Jahre voraus?  

Knallrot ist die Jacke heute. Angriff. Oder auch die Farbe der Sozialdemokratie, deren Politik Angela Merkel zuweilen erfolgreicher zu betreiben scheint als deren eigene Partei. Die Kanzlerin ist am Freitagabend ins Berliner ZDF-Studio 2 gekommen, um dem angeblich verängstigten Publikum da draußen die Sache mit der Flüchtlingskrise zu erklären: "Was nun, Merkel?" heißt die Sendung. Allerdings musste sie schon wieder sich selbst erklären. Sie wird das Etikett "Mutti" einfach nicht los.

Ob sie die Lage noch im Griff habe. Ob die Zügel ihr nicht entglitten, wenn nicht sogar aus der Hand genommen seien. Ob Schäuble machen könne, was er wolle. Ob die Bundesrepublik nicht zunehmend im Chaos versinke. Bettina Schausten und Peter Frey haben Merkel in die Mitte genommen und schießen Fragen wie diese ab, gewürzt mit denen aus Zuschauer-Emails. Und manchmal beantworten sie sie auch gleich selbst.

Einheit schaffen, wo keine zu sehen ist

Merkel bleibt wie immer entspannt, sachlich und bei ihrem Erklärgerüst, egal wie vehement Fragen wiederholt werden: Es gehe jetzt darum, die Außengrenzen zu schützen, eine legale Migration zu schaffen, die Schlepperbanden das Handwerk lege und flüchtende Menschen nicht der Lebensgefahr aussetze. Die Lastenverteilung müsse endlich umgesetzt werden. Und die Türkei, wo seit Jahren rund zwei Millionen Flüchtlinge leben, brauche Unterstützung. Und übrigens habe die "gesamte Regierung" die Lage im Griff, sagt Merkel, um Einheit zu schaffen, wo keine zu sehen ist, aber sein muss.

Es geht um den ausgesetzten Familiennachzug, um Gesetzespakete, um die Praxisuntauglichkeit des Dublin-Verfahrens. Und immer wieder ums "Ordnen und Steuern", wie Merkel es nennt, auf das es jetzt ankomme. Die Fragen nach Innenminister de Maizières Vorstoß schmettert sie ab mit dem Satz "Interne Gepräche gehören nicht ins Fernsehen", um dann versöhnlicher mit "Wir besprechen Dinge und beschließen einvernehmlich" abzuschließen.

Schäuble: eine Klasse für sich

Immerhin bei Nachfragen zu Finanzminister Schäuble lässt Merkel sich zu einem "Schäuble ist eine Klasse für sich" hinreißen. Aber auf Aussagen zum Gezanke innerhalb der Regierung und der Union, das medial gerade tagtäglich so ausführlich breitgetreten wird, lässt sie sich einfach nicht ein. Ihre Entscheidungen treffe sie immer "mit dem Verstand und ein bisschen Herz". Und alles geschehe in Abstimmung mit den zuständigen Stellen. 

Schönere Sätze sind "Ich denke in einzelnen Menschen" und "Jeder Mensch hat Würde, ob mit Bleiberecht oder ohne." Sie wisse, was haupt- und ehrenamtliche Deutsche gerade leisten. Und ja, sie halte "absolut an ihrem Kurs fest". Nur ihren Slogan hat sie erweitert: "Wir schaffen das - aber nicht allein." Wackelig wirkt die Kanzlerin in den 30 Minuten nicht. Sie ist sogar zum Scherzen aufgelegt, was eigentlich ein gutes Zeichen ist angesichts dieser historischen "Riesenaufgabe", vor dem das Land stehe.