Nach ansicht von Energie-Experten könnte der Kursschwenk der Bundesregierung in der Atompolitik zu Strompreis-Erhöhungen für die Verbraucher führen. Sollte die Stromgrundlast in Deutschland künftig nur noch von Stein- und Braunkohle gedeckt werden, würde der Strompreis pro Kilowattstunde um bis zu drei Cent steigen, sagte der Energieexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Manuel Frondel, der Bild-Zeitung vom Mittwoch. Die Kilowattstunde kostet derzeit im Durchschnitt rund 23 Cent. Frondel mahnte zugleich, Deutschland drohe wegen der vorzeitigen Stilllegung von Kernkraftwerken sein Klimaziel, bis 2020 die CO2-Emissionen um 40 Prozent zu senken, zu verfehlen.
Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, sagte der Saarbrücker Zeitung, durch die weltweit steigende Energie-Nachfrage wären die Strompreise ohnehin nach oben gegangen. Je mehr Deutschland allerdings den Ausstieg aus der Atomenergie beschleunige, desto stärker werde die Bevölkerung mit einem Anstieg der Energiepreise konfrontiert sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte als Reaktion auf die drohende Atomkatastrophe in Japan die von ihrer eigenen schwarz-gelben Koalition erst kürzlich beschlossene Laufzeitverlängerung für drei Monate ausgesetzt. Die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke sollen während dieses Moratoriums vorübergehend stillgelegt werden.