Atommüll Castor-Transport erreicht Dannenberg

Zahlreiche Protestaktionen haben den Castor-Transport nicht aufhalten können. Jetzt hat er sein Ziel fast erreicht - unter Einsatz von rund 10.000 Polizisten.

Der Castor-Transport mit hochradioaktivem Abfall ist trotz der Proteste von mehreren hundert Atomkraftgegnern im niedersächsischen Wendland angekommen. Geschützt von einigen tausend Polizisten trafen die zwölf Castor-Behälter am Mittag - rund 42 Stunden nach der Abfahrt in Frankreich - in Dannenberg ein. Dort wurden sie für die letzten 20 Kilometer bis ins Zwischenlager Gorleben auf Tieflader umgesetzt. Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern, ob der Straßentransport noch am Abend, in der Nacht oder erst am Dienstagmorgen erfolgen sollte.

Mit einzelnen Gleisbesetzungen konnten Atomkraftgegner den Zug mit Überresten abgebrannter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken nur kurzfristig stoppen. Bei Harlingen nahe Hitzacker besetzten am Montagmorgen rund 150 Demonstranten die Schienen, während der Zug gerade Lüneburg erreichte. Sie wurden von der Polizei fortgetragen. Bei einer ähnlichen Aktion war im Vorjahr ein Demonstrant in Frankreich ums Leben gekommen.

Kaum Blockaden

Trotz eines großen Polizeiaufgebotes gelangten einige Demonstranten kurze Zeit später wieder auf die Schienen und erzwangen bis zur Räumung einen kurzen Stopp des Transportes. Neben dem Bahndamm zündeten Atomkraftgegner große Strohballen an, die die Polizei mit Wasserwerfern zu löschen versuchte. Als der Castor-Zug die Stelle im Schritttempo passierte, stieg noch dichter Rauch auf.

Kurz nach Mitternacht in der Nacht zum Montag hatte die Polizei vor der Durchfahrt des Zuges im Raum Göttingen mehrere Castor-Gegner an den Gleisen in Gewahrsam genommen. Der Zug habe den Bereich ohne außerplanmäßigen Halt passieren können, hieß es. Auch schon kurz nach dem Überqueren der französisch-deutschen Grenze am Sonntag hatten Atomkraftgegner bei Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg den Transport kurzfristig gestoppt.

10.000 Polizisten im Einsatz

Nach der Ankunft des Zuges wollten die Atomkraftgegner ihre Protestaktionen auf die beiden Straßen nach Gorleben verlagern. Ungeachtet des dort geltenden Demonstrationsverbotes hatten in der Ortschaft Klein Gusborn vom Sonntagnachmittag an bis in den frühen Montagmorgen Bauern mit 160 Traktoren zwölf Stunden lang eine Straßenblockade errichtet. Mehr als 70 Trecker seien sichergestellt und auf ein nahes Feld gebracht worden, teilte die Polizei mit. Die anderen Bauern hätten ihre Maschinen freiwillig weggefahren.

Der inzwischen neunte Castor-Transport war am Samstag von der Verladestation Valognes nahe der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague (Frankreich) gestartet. Allein in Niedersachsen sollen rund 10.000 Polizisten für seine Sicherheit sorgen.

AP · DPA
AP/DPA