Beckstein-Nachfolge CSU steht vor Kampfabstimmung

In der CSU zeichnet sich eine Kampfabstimmung um das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten ab. Das Gros der Partei scheint zwar hinter Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer zu stehen, doch die bayerischen Minister Joachim Herrmann und Thomas Goppel wollen an ihrer Kandidatur festhalten.

Im CSU-Machtpoker um das bayerische Ministerpräsidenten-Amt wird eine Kampfabstimmung in der Fraktionssitzung am Mittwoch immer wahrscheinlicher. Innenminister Joachim Herrmann und Wissenschaftsminister Thomas Goppel bekräftigten am Montag, sie blieben bei ihren Kandidaturen.

Herrmann sagte der Nachrichtenagentur DPA auf die Frage nach einer Kampfabstimmung: "Wenn es so käme, dann wäre das sicherlich auszuhalten." Goppel betonte, es sei denkbar, dass am Mittwoch alle drei als Kandidaten in die Fraktionssitzung gehen. "Ich halte nichts von dem Wort Kampfabstimmung, aber sehr viel von einem Wettbewerb um die beste Politik für die nächsten fünf Jahre." Der designierte neue Parteichef Horst Seehofer erhielt derweil neue Unterstützung aus CSU-Bezirksverbänden, die den Bundesagrarminister auch für das Ministerpräsidentenamt favorisieren.

Vorgespräch soll Klarheit bringen

"Wir werden am Dienstagabend oder am Mittwochvormittag noch einmal miteinander reden. Und vor diesem abschließenden Gespräch wird es keine Entscheidung geben. Erst bei diesem Gespräch entscheidet sich, wie viele kandidieren", sagte Goppel. "Eine eindeutige Position der Fraktion sehe ich noch nicht." Die Entscheidung falle nicht in den Bezirksvorständen. Die Fraktion habe deren Voten aber "zu würdigen und zu werten". Goppel verwies auf die Möglichkeit, dass die Fraktion - sollte es am Ende nicht auf nur einen Kandidaten hinauslaufen - zuerst über die Frage Einzel- oder Doppelspitze abstimmen könnte. Mit einem solchen Vorgehen könne vermieden werden, "dass am Ende einer als Gemeuchelter am Straßenrand liegt", sagte er.

Herrmann betonte, es sei "ein ganz normaler demokratischer Vorgang", dass es am Schluss eine Abstimmung gebe. "Meine Kandidatur steht", betonte er. Er rechnet sich nach eigener Aussage nach wie vor Chancen aus. "Sonst würde ich ja nicht bei meiner Kandidatur bleiben." Zudem sei es völlig legitim, dass sich die CSU-Bezirksverbände mit der Frage beschäftigten. Dies sei ihm auch wichtig. "Am Schluss entscheiden nach der bayerischen Verfassung aber allein die Abgeordneten nach ihrem Gewissen."

Seehofer als Integrationsfigur?

Zuvor hatten sich alle sieben Münchner CSU-Abgeordneten hinter Seehofer gestellt. Die Parlamentarier hätten sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass der designierte Parteichef Seehofer auch die Nachfolge von Ministerpräsident Günther Beckstein antritt, erklärte Bezirkschef Otmar Bernhard. Dies sei "die stärkste Besetzung beider Ämter" und verspreche die größtmögliche politische Durchsetzungskraft in Berlin und in München. Bernhard betonte, er hoffe auf eine einvernehmliche Lösung. "Wir müssen auf eine Einigung zusteuern."

Der Chef der Niederbayern-CSU, Manfred Weber, forderte Herrmann und Goppel indirekt zum Rückzug auf. "Die CSU und ihre Anhänger wünschen sich Horst Seehofer als CSU-Chef und Ministerpräsident. Deshalb hoffe ich, dass die anderen Kandidaten verantwortungsbewusst mit dieser Erkenntnis umgehen und mithelfen, eine Entscheidung im Miteinander zu finden", sagte Weber der "Passauer Neuen Presse". Seehofer, der offiziell nur Reservekandidat ist, falls kein anderer eine breite Mehrheit findet, hat bereits den größten CSU- Bezirksverband Oberbayern hinter sich. Auch in den Verbänden Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben gibt es eine Präferenz für ihn.

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