Das Grundgesetz der Bundesrepublik besagt in Artikel drei eigentlich etwas Wichtiges und Gutes: Hier steht nämlich, dass niemand wegen "seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden" darf. Doch um genau diesen Abschnitt wird seit mehreren Monaten diskutiert.
Als das Grundgesetz nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde, sollte mit dieser Aussage deutlich gemacht werden, dass die Nazizeit mit ihrem Rassewahn vorbei ist und kein Mensch von Geburt an besser oder schlechter ist als ein anderer. Doch heutzutage stören sich viele Menschen an der Formulierung des Artikels. Denn das Wort "Rasse" erweckt den Anschein, als gebe es verschiedene Menschenrassen. Das ist seit Aussterben der Neandertaler vor rund 40.000 Jahren aber definitiv nicht mehr der Fall.
"Rasse" soll durch anderen Begriff ersetzt werden
Gemeint waren damals Menschen anderer Ethnien, gegebenenfalls mit anderer Hautfarbe. Doch Mensch ist Mensch, verschiedene Rassen gibt es nicht. Der Begriff ist somit inkorrekt, unpassend und veraltet. Das sahen auch die Politiker der Großen Koalition mehrheitlich so. Man habe sich darauf verständigt, den Begriff aus dem Grundgesetz zu entfernen, heißt es. Vermutlich wird das aber vor der kommenden Bundestagswahl nicht mehr zu schaffen sein. Der Justiziar Ansgar Heveling sagte der "Rheinischen Post", es gebe aktuell "keinen Gesetzentwurf der Koalition zur Änderung des Grundgesetzes zum Thema 'Rasse', sodass eine kurzfristige Grundgesetzänderung nicht mehr zu erwarten" sei.
Denn einfach streichen kann man den Begriff nicht – davor warnte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) in der "Zeit". Stattdessen müsse sorgfältig nach einem juristisch einwandfreien Ersatz für das unpassende Wort gesucht werden. "Das Grundgesetz muss vor Rassismus schützen, ohne dabei von 'Rasse' zu sprechen", so Lambrecht. Das wird aber offenbar nicht mehr vor den Wahlen im September geschehen.
Quellen: "Rheinische Post", "Zeit"