Die Nominierung des russischen Vizeregierungschefs Dmitri Medwedew als Nachfolger von Präsident Wladimir Putin ist von der Bundesregierung positiv aufgenommen worden. Für den Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), bedeutet diese Personalie eine Stärkung der zivilen Kräfte in Russland. "Medwedew kommt nicht aus den Geheimdiensten und nicht aus dem Militär. Das alleine ist schon interessant, weil es eine klare Veränderung zum jetzigen Zustand ist", sagte Erler der "Berliner Zeitung". Medwedew sei "als stellvertretender Ministerpräsident mit zentralen Reformaufgaben betraut" und habe sich als liberaler Parteigänger Putins profiliert.
"Medwedew ist ein starker Kandidat"
Zwar sei auch im Falle Medwedews nicht ausgeschlossen, dass sich Putin nach einer Pause erneut für eine Präsidentschaftsbewerbung entscheiden werde. "Doch bei anderen Politikern, deren Name auch schon ins Spiel gebracht worden ist, wäre das noch schwerer auszuschließen." Ähnlich äußerte sich der Koordinator der Bundesregierung für die Russland-Politik, Andreas Schockenhoff (CDU). "Medwedew ist ein starker Kandidat. Diese Wahl zeigt, dass Präsident Putin offensichtlich erkannt hat, dass die sozialen Fragen in Russland einen immer größeren Stellenwert erhalten." Medwedew war in der Regierung als Vizepremier für diesen Bereich verantwortlich.
Der Putin-Vertraute ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen Gasmonopolisten Gazprom. Eine Woche nach der Dumawahl hatten die Kremlpartei Geeintes Russland sowie die putintreue Kraft Gerechtes Russland und zwei weitere außerparlamentarische Parteien Medwedew als gemeinsamen Bewerber vorgeschlagen. Medwedew hatte seine politische Karriere unter Putin in der St. Petersburger Stadtverwaltung begonnen.