Die Bundeswehr hat Berichte über angebliche Personalprobleme zurückgewiesen. Es gebe keine Sorge über die Bewerberlage, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Er räumte zwar ein, dass die Zahl der Bewerber für eine Offizierslaufbahn in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent und bei Unteroffizieren und Mannschaften um elf Prozent zurückgegangen sei. Dies bewege sich aber im Bereich der üblichen Schwankungsbreiten. Es werde zudem erwartet, dass die Zahlen bis zum Ende des Jahres wieder annähernd das Vorjahresniveau erreichten.
Die "Rheinische Post" hatte zuvor berichtet, die freiwilligen Meldungen junger Männer seien im Vergleich zum Vorjahr um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Die Zeitung berief sich dabei auf eine interne Statistik der Bundeswehr. Rund zehn Prozent aller Offiziersanwärter verließen die Truppe bereits vor dem eigentlichen Beginn ihrer Karriere. Immer häufiger werde dabei der Afghanistan-Einsatz als eine der Begründungen genannt, berichtet die Zeitung.
Der Bundeswehr-Sprecher bestätigte zwar den Bericht, wonach rund zehn Prozent der Offiziersanwärter ihre Laufbahn abbrechen. Diese Zahl sei aber mit geringen Schwankungen seit Jahren konstant, sagte der Sprecher. Den ebenfalls in dem Bericht genannten Rückgang von bis zu 62 Prozent bei den Freiwilligen konnte der Sprecher dagegen nicht bestätigen.
Bei einem Sprengstoffanschlag in der Nähe von Kundus im Norden des Landes wurde am Mittwoch ein 29 Jahre alter Hauptfeldwebel getötet. Er gehörte zum Fallschirmjäger-Bataillon 263 der Saarlandbrigade aus Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. Damit erhöht sich die Zahl der seit Beginn des Einsatzes 2002 ums Leben gekommenen deutschen Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf auf 28.
Bundeswehr-Piloten würden nach langen und anstrengenden Afghanistan-Einsätzen lukrative Angebote ziviler Airlines vorziehen, berichtet die "Rheinische Post" weiter. Luftwaffeninspekteur Generalleutnant Klaus-Peter Stieglitz sei wegen des Aderlasses bereits bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorstellig geworden.
Auch der Vizechef des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch, schlug Alarm. Bei Unteroffizieren und Mannschaften sei die Zahl der Bewerber und Anwärter im Vorjahresvergleich um mehr als die Hälfte gesunken, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zwar bekomme ein Soldat in Afghanistan 92 Euro steuerfreien Zuschlag pro Tag, doch "Bezahlung ist eben nicht alles", betonte Kirsch. Der erneute hinterhältige Anschlag zeige, dass Tod und Verwundung Teil des Einsatzes am Hindukusch seien.