Während Bundeskanzlerin Angela Merkel das miserable Abschneiden ihrer CDU bei der Bundestagswahl weglächelt und sich weiter keiner oder nur weniger Fehler bewusst ist (lesen Sie hier den stern-Kommentar: "Am liebsten wieder GroKo: Wie Merkel sich der Realität des Ergebnisses verweigert"), übt sich die Werbeagentur der Christdemokraten in Selbstkritik.
In einem Gastbeitrag für das Werbefachblatt "Horizont" gesteht Thomas Strerath, Vorstand der Agentur "Jung von Matt", ein, dass die Strategie seines Hauses für die Bundestagswahl nur teilweise aufgegangen sei. Sein Fazit: "Wir sind gescheitert."
CDU-Kampagne sorgte für Aufmerksamkeit
"Jung von Matt" entwickelte für die Christdemokraten unter anderem die "#fedidwgugl"-Kampagne ("Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben."), die nach der Vorstellung viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, aber auch für ihre Inhaltsarmut kritisiert wurde. Das Ziel der Werber: Die Union zur stärksten Kraft und Merkel erneut zur Kanzlerin zu machen.
Das wurde erreicht, dennoch spricht Strerath vom Scheitern. Nicht in erster Linie, weil die CDU Stimmen verloren hat, sondern weil die AfD hohe Werte erreichte. Dies habe er mit seinen Kollegen verhindern wollen.
Auch den Grund für das Scheitern in dieser Frage glaubt der "Jung von Matt"-Vorstand zu kennen: "Unser D-Day war der 3. September (Datum des TV-Duells, d. Red.), nicht der 24. September (Bundestagswahl)."
"Merkel hat gewonnen, wir sind gescheitert"
Spätestens nach dem Duell zwischen Merkel und Schulz, wenn nicht sogar schon weit vorher, sei der Wahlkampf gelaufen gewesen, es sei fast nur noch um die AfD und ihre Skandale gegangen, ihre Umfragewerte stiegen. Mit seinen Kollegen habe er darauf "keine neue Antwort mehr" gehabt, gesteht Strerath. Es sei "nicht mehr genug Mut, genug Kraft, wenn überhaupt genug Erkenntnis über das da, was gerade in Deutschland passiert ist", vorhanden gewesen.
"So haben wir vielleicht erst geholfen, das zu ermöglichen, was wir genau verhindern wollten. Wir könnten enttäuschter nicht sein. Merkel hat gewonnen, wir sind gescheitert", resümiert der Werber. Martin Schulz hätte es nicht schöner formulieren können. Der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat hatte der CDU und Angela Merkel wiederholt vorgeworfen, durch eine Debattenverweigerung und einen vermeintlich inhaltsleeren Wahlkampf der Demokratie in Deutschland zu schaden und der AfD zu ihrem Erfolg verholfen zu haben.

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"Jung von Matt" hat nach eigenen Angaben zuvor nicht für politische Parteien geworben und in diesem Fall eine Ausnahme gemacht - es wird möglicherweise bei dieser einen bleiben.
