Die strengen Beschränkungen für persönliche Kontakte werden im Kampf gegen die Corona-Pandemie noch einmal für mehrere Wochen verschärft - dafür aber dann über Weihnachten leicht gelockert. Darauf hatten sich die Ministerpräsidenten am Mittwoch nach mehrstündigen Beratungen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verständigt. Merkel forderte eine weitere "große Kraftanstrengung", um die weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen wieder unter Kontrolle zu bringen. Kommentatoren deutscher Medien stimmen der Kanzlerin größtenteils zu, dass die Pandemie weiterhin mit allen Kräften bekämpft werden muss. Allerdings gibt es Kritik an den Einzelheiten der Beschlüsse. Sie seien nicht immer nachvollziehbar, lautet die Kritik in manchen Kommentaren.
"Stuttgarter Zeitung"
"Die Hygienekonzepte an Schulen haben bisher so schlecht nicht funktioniert. Das ist ein Verdienst der Lehrer und Rektoren. Kinder brauchen Sicherheit auch in Zeiten, die alles andere als normal sind. Der Besuch von Schulen und Kitas ist ein wesentlicher Bestandteil einer solchen Normalität, die Kindern Halt gibt, selbst wenn sie dabei eine Maske tragen müssen, an die sich die meisten ohnehin gewöhnt haben. Das ist keine Kleinigkeit."
"Frankfurter Allgemeine"
Die Beratungen und Beschlüsse von Bund und Ländern sind ein Spiegel der Gesellschaft: Den einen sind sie zu streng, den anderen zu lasch, und wieder anderen sind sie nicht lebensnah oder flexibel genug. Das lässt sich an so gut wie jedem Beschluss durchexerzieren, der gefasst wird. Längere Ferien? Das hat Vorteile (weniger Mobilität), aber auch Nachteile (häusliche Gewalt oder: ab nach Österreich!). Gelockerte Kontaktbeschränkungen über Weihnachten? Warum dann nicht auch befristete Lockerungen für den Einzelhandel? Böllerei an Silvester? Was hat das mit dem Virus zu tun? Überhaupt: Wer hält sich an Regeln, wenn sie von Fristen, Ausnahmen und vom lauten Bächlein übertönt werden, das Politiker schon im Morgenmagazin nicht halten können? Wo ist der rote Faden durch die Pandemie?"
"Kölner Stadt-Anzeiger"
"Am Ende ist zu hoffen, dass die Disziplin beim Masketragen und Abstandhalten sowie die Vernunft im Schulalltag, im Arbeitsleben und Privaten der Sehnsucht standhalten, endlich wieder Normalität zu leben. An einem Tag, an dem die Zahl der Corona-Toten einen Rekordwert erreicht haben, sind die erweiterten Schutzmaßnahmen das Mindeste. Nun kommt es darauf an, dass auch die Umsetzung in den Ländern funktioniert."
"Der Spiegel"
Tatsächlich geht es bei der Frage, was erlaubt ist und was verboten, was notwendig und was verzichtbar in der Pandemie, offenbar nicht nur um die Infektionsgefahr. Wie wäre etwa "infektionstechnisch" zu erklären, dass volle Klassenzimmer mit magischem Lüften von Viren befreit werden können, Restaurants aber selbst mit weit auseinandergestellten Tischen und aufwendig eingebauten Lüftungsanlagen unvertretbare Risiken darstellen? Es ist nicht zu erklären, jedenfalls nicht mit dem faktischen Infektionsrisiko. (Hier lesen Sie den kompletten Kommentar)
"Tagesschau.de"
Ob diese Maßnahmen ausreichen, ist allerdings zu bezweifeln. Müssen die Intensivstationen der Krankenhäuser erst alle voll belegt sein und die Todeszahlen noch weiter steigen, bis die Länder auf die Bundeskanzlerin hören? Fast acht Stunden lang musste sie mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten diskutieren, trotz tagelanger Vorbereitung waren sie sich in manchen Punkten nicht einig. Merkel sah zermürbt und müde aus. (Hier lesen Sie den kompletten Kommentar.)
"Berliner Zeitung"
Erst bei einem Inzidenzwert von 200 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner sollen weitergehende Maßnahmen erwogen werden. Sollen – das heißt, die Länder können es auch sein lassen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, die Klassen bei einem Inzidenzwert von 50 zu teilen. Aber das haben ja fast alle Regionen schon erreicht. Also schnell rauf mit dem Grenzwert. Keine Frage, es ist wichtig, die Pandemie mit geeigneten Maßnahmen in Schach zu halten. Aber manche Widersprüche sind nur noch schwer zu ertragen. (Hier lesen Sie den kompletten Kommentar.)