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Zweitstärkste Partei Drei Gründe für das Umfragehoch der Grünen - warum der Aufstieg überfällig war

Die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annelena Baerbock
Die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annelena Baerbock haben die Partei in ein Umfragehoch geführt
© Bernd von Jutrczenka / DPA
Einer aktuellen Umfrage zufolge sind die Grünen auf Bundesebene die zweitstärkste Kraft. Warum sich diese Entwicklung angedeutet und welche Gründe sie hat.

Im aktuellen ARD-"Deutschlandtrend" wird die Große Koalition abgestraft. Interessanter ist aber, wer von den sinkenden Umfragewerten der beiden großen Volksparteien profitiert. Mit 17 Prozent sind die Grünen erstmals zweitstärkste Kraft in Deutschland. Umfragen sind natürlich erstmal nur Umfragen und die Vorsprünge vor AfD und SPD marginal, aber trotzdem: Mit den sehr guten Prognosen für Bayern zeichnet sich ein klarer Trend ab. Die Grünen gewinnen deutschlandweit an Zustimmung, was eigentlich nur konsequent ist. Die guten Ergebnisse mögen unterschiedliche Gründe haben, hier sind drei davon:

Neue Gesichter bei Bündnis 90/Die Grünen

Das Vertrauen in die großen Politiker des Landes hat in den vergangenen Jahren gelitten. Die Grünen haben daraus die richtigen Schlüsse gezogen und zwei neue Gesichter an der Spitze präsentiert. Annelena Baerbock und Robert Habeck sind unverbraucht, haben zumindest noch die Chance, den Wähler von ihrer Glaubwürdigkeit zu überzeugen.

Flexibilität

Die Grünen waren nach ihrer Gründung als radikale Fundamentalisten verschrien. Heute sind sie in neun Bundesländern an der Regierung beteiligt, stellen in Baden-Württemberg sogar den Ministerpräsidenten. Zum Vergleich: Die SPD ist in elf Landesregierungen vertreten, die Union in zehn, Linke und FDP jeweils in drei. Diese Entwicklung belegt die Flexibilität der Grünen. Es ist der Wandel von der einstigen Fundamentalopposition zur kompromissbereiten Regierungspartei. Auch bei der geplatzten Jamaika-Koalition waren sie in mehreren Punkten Union und FDP entgegen gekommen. Letztere ließ die Verhandlungen schließlich platzen. Wenn es bei diesem Debakel überhaupt so etwas wie einen Gewinner gab, dann waren es sicher die Grünen.

Umweltthemen

Den Grünen wurde und wird gerne vorgeworfen, eine Verbotspartei zu sein, die den Bürgern ihr Kantinenschnitzel streitig machen will. Eine Grundlage für diese Vorwürfe gibt das Parteiprogramm allerdings so nicht her. Die Grünen stehen vor allem für Umweltschutz. Schon vor 30 Jahren strebten sie den Atom- und Kohleausstieg an, sorgten sich um die Luftqualität und die Auswirkungen der Industrie auf das Erdklima. Anfangs belächelt, sind all diese Themen heute längst im politischen Mainstream angekommen. Den Atomausstieg hat eine CDU-Kanzlerin beschlossen. Ein Wahlprogramm ohne Umweltschutzkonzept ist für die meisten Parteien undenkbar. Auf wunderliche Weise haben es die Grünen in der Vergangenheit trotzdem kaum geschafft, davon wirklich zu profitieren.

Eigentlich müsste der Wähler diese Weitsicht belohnen. Eigentlich müsste sich das gestiegene Umweltbewusstsein für die Partei auszahlen, die bereits in den 80er-Jahren predigte, was heute Konsens ist. Die starken Umfragewerte dürften ein Indiz dafür sein, dass hier ein Wandel in der Wahrnehmung stattgefunden hat. Wir schreiben das Jahr 2018, ständig warnen neue Studien davor, dass uns die Zeit beim Kampf gegen den Klimawandel davonläuft. Diese Botschaft hat viele Menschen erreicht, im aktuellen Deutschlandtrend zeigen sich 73 Prozent unzufrieden mit der Klimapolitik der GroKo. Nicht wenige davon, wissen offenbar auch zu schätzen, dass es eine Partei in Deutschland gibt, die bereits seit Jahrzehnten Klimapolitik propagiert. Wenden sich die Wähler nun von SPD und Union ab, sehen immer mehr bei den Grünen eine echte Alternative.

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