Ein Auszug des Interviews "Ein lückenloses mediales Trommelfeuer"

Er galt als heißester Anwärter für die Stoiber-Nachfolge im Amt des CSU-Chefs, als Liebling der Parteibasis. Aber seit Januar dieses Jahres muss sich Horst Seehofer vor allem für sein Privatleben rechtfertigen. Im stern-Interview hat er seine Situation analysiert. Hier lesen Sie einen Auszug.

...

Wie habe Sie das letzte halbe Jahr erlebt?

Das war ein Stahlbad.

Meinen Sie damit die Suche nach der Antwort auf die Frage: Bleibe ich bei meiner Frau in Ingolstadt, oder entscheide ich mich für ein neues Leben mit Anette Fröhlich und der Tochter in Berlin?

Nein. Man muss auch schwierige Lebenslagen mit Anstand bewältigen. Das Stahlbad war das lückenlose mediale Trommelfeuer.

Trommelfeuer?

Als Politiker wird man immer mit Privatangelegenheiten konfrontiert. Das gehört dazu. Nicht aber, dass Privates instrumentalisiert wird. Bei mir war das teilweise kampagnenartig. Ich möchte die Schlagzeile einer Ausgabe der "Bild am Sonntag" herausgreifen: "Papa eiskalt". Ich habe in meinen 40 Jahren nichts Widerwärtigeres erlebt. Ich habe mein Ministeramt in der Zeit der Geburt meiner Tochter voll ausgeübt und wie die allermeisten, die hart engagiert sind, zu wenig Zeit gehabt für das Private. Daraus zu schließen, das ist der Papa eiskalt - das war die giftige Spitze der Kampagne. Das hat mit Informationsbedürfnis der Bevölkerung nichts zu tun.