Seehofer im stern-Interview "Das war ein Stahlbad"

Erst die Veröffentlichung seiner Berliner Affäre, dann die Geschichten über die Geburt des Kindes, die Entscheidung zwischen zwei Frauen, das Interview der Ex-Geliebten. Im stern-Interview verrät Landwirtschaftsminister Horst Seehofer, wie er die vergangenen Monate erlebt hat - und kritisiert Teile der Medien.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer hat Teile der Medien und der Politik wegen ihres Umgangs mit seinem Privatleben scharf angegriffen. Mit einem "lückenlosen medialen Trommelfeuer" versuchten seine Gegner, seine mehrjährige Affäre mit der Bundestagsmitarbeiterin Anette Fröhlich gegen ihn zu instrumentalisieren, um ihn zu schwächen oder von einer Kandidatur als CSU-Vorsitzenden abzuhalten, sagte Seehofer dem stern. Als Politiker werde man, so Seehofer in dem Interview, immer wieder mit Privatangelegenheiten konfrontiert. Das gehöre dazu. Nicht aber, "dass Privates instrumentalisiert wird, teilweise kampagnenartig", sagte Seehofer.

Seehofers Affäre mit Fröhlich war im Januar dieses Jahres in der "Bild"-Zeitung veröffentlicht worden - und zwar just zum Auftakt jener Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth, in der es um das politische Schicksal des bereits erheblich angeschlagenen CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ging. Seehofer galt damals als starker, vielleicht sogar als der stärkste Anwärter auf die Stoiber-Nachfolge an der CSU-Spitze. Diese und weitere Veröffentlichungen über sein Privatleben haben Seehofer im Duell mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber um den CSU-Chefposten erheblich geschadet

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"Das soll demoralisieren"

Seehofer sagte dem stern, dass es immer wieder neue Strategien gebe, um ihn als CSU-Vorsitzenden zu verhindern: "Angeblich bin ich chancenlos. Das soll demoralisieren, wird aber nicht gelingen." So sei zunächst ständig gefordert worden, "der muss sich jetzt entscheiden. Und als ich mich für meine Frau entschieden hatte, kam der Vorwurf, das sei nur politisches Kalkül. So variiert man die Dinge pausenlos. Aber das kenne ich", sagte Seehofer. Seine direkten Konkurrenten Erwin Huber und Gabriele Pauli nahm er von seinem Vorwurf ausdrücklich aus. "Wir gehen korrekt miteinander um." Seehofer beschrieb die vergangenen Monate als "Stahlbad", das er aufgrund seiner "begnadeten Konstitution" überstanden habe. Er räumte ein, im Januar unmittelbar nach der Veröffentlichung seiner Affäre kurz daran gedacht zu haben, hinzuschmeißen. "Aber als ich das erste Mal mit meiner Familie ausführlich gesprochen habe, haben alle gesagt: Das darfst du nicht tun", so Seehofer.

"Viele Leute feiern Hochämter der Phantasie"

Seehofer verteidigte sein Schweigen. Damit nehme er zwar in Kauf, "dass viele Leute Hochämter der Phantasie feiern. Aber das muss ich aushalten." Das sei "politisch ein Handicap, aber privat die beste Lösung." Seehofer: "Wenn ich jetzt zurückdrehen könnte auf Januar, würde ich nicht anders agieren."

Im aktuellen Konflikt zwischen der CSU und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen um das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, griff Seehofer seine Kabinettskollegin scharf an. Deren Forderung, das Betreuungsgeld in Form von Gutscheinen auszugeben, lehnt der Bundeslandwirtschaftsminister strikt ab. "Ich kann doch nicht eine ganze Bevölkerung unter den Generalverdacht stellen, das Geld falsch einzusetzen. Wo sind wir denn! Das ist nicht lebenswirklich. Das hat die Politik nicht einmal bei Sozialhilfeempfängern geschafft."