Einbürgerung Mehr Ausländer werden Deutsche

Ausländer entscheiden sich wieder häufiger für einen deutschen Pass - die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland liegt aber im Vergleich zu früheren Jahren nach wie vor auf niedrigem Niveau.

Die Zahl der Einbürgerungen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts erwarben 2011 knapp 106.900 Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft - das entsprach einer Steigerung um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit habe sich der leicht ansteigende Trend der vergangenen vier Jahre fortgesetzt, teilte die Behörde am Mittwoch in Wiesbaden mit. Das theoretisch erreichbare "Einbürgerungspotenzial" wurde demnach aber auch 2011 kaum ausgeschöpft. Nur 2,3 Prozent der Ausländer, die seit mindestens zehn Jahren in Deutschland lebten, taten diesen Schritt.

"Im großen Vergleich ist das immer noch niedrig", sagte eine Sprecherin des Bundesamtes. Seit Mitte der 1990er Jahre war es mit den Zahlen deutlich bergab gegangen. Diesen Trend hatte auch das neue Staatsangehörigkeitsrecht, das seit dem Jahr 2000 gilt, nicht dauerhaft umkehren können. Seither können unbescholtene Ausländer mit gesichertem Einkommen nach 8 statt bisher 15 Jahren die Einbürgerung beantragen. 2008 wurde mit rund 94 500 ein Tiefpunkt erreicht. Seitdem ist die Ziffer wieder leicht und stetig gestiegen, im vergangenen Jahr und nach absoluten Zahlen am meisten in Baden-Württemberg, in Berlin und in Nordrhein-Westfalen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), rief die Behörden zum Kurswechsel bei der Einbürgerung auf. "Die Verfahren sind häufig noch zu lange und für die Betroffenen demotivierend", erklärte sie am Mittwoch in Berlin. Außerdem sollten sie verstärkt die Erleichterungsregeln anwenden, wenn es um den Nachweis von Einbürgerungsvoraussetzungen gehe. Das gelte etwa bei der Berücksichtigung von "Integrationsleistungen". Der Anstieg der Einbürgerungen sei insgesamt aber ein "erfreuliches Signal", betonte sie.

Volle Bürgerrechte für Eingebürgerte

Die SPD-Expertin Daniela Kolbe forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. Deutschland brauche eine "aktive Einwanderungspolitik" und müsse Barrieren beseitigen. Unter anderem sollten in Deutschland geborene Kinder von Ausländern, die sich legal in der Bundesrepublik aufhielten, automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, erklärte Kolbe. Eine Einbürgerung begünstige laut Studien die Arbeitsmarktintegration und senke Diskriminierung.

Mit der Einbürgerung erwerben Ausländer die vollen Bürgerrechte, vor allem das Wahlrecht und das Recht, gewählt zu werden. Dem Statistischen Bundesamt zufolge erhielten 2011 Dreiviertel (74 Prozent) der Eingebürgerten die deutsche Staatsangehörigkeit auf Basis einer gesetzlichen Regelung, die diesen Schritt allen gestattet, die mindestens acht Jahre legal in der Bundesrepublik leben. Die übrigen Fälle waren Miteinbürgerungen von Ehepartnern und Kindern sowie Einbürgerungen von Ausländern mit deutschen Ehe- oder Lebenspartnern. Der größte Teil (rund 28.100) der 2011 Eingebürgerten hat türkische Wurzeln.

Die meisten eingebürgerten Ausländer durften im vergangenen Jahr Deutsche werden, weil sie seit mindestens acht Jahren in Deutschland lebten (78.700). An zweiter Stelle standen die Miteinbürgerungen von Ehegatten und Kindern (10.800). Tausende ließen sich auch wegen des deutschen Partners einbürgern (rund 7.000).

Allerdings hätten wesentlich mehr Ausländer diese Voraussetzungen erfüllt: Nur knapp 2,3 Prozent der Berechtigten haben nach Angaben der Statistiker die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Dieses sogenannte Einbürgerungspotenzial errechnet sich aus dem Verhältnis der Einbürgerungen zur Zahl jener Ausländer, die seit mindestens zehn Jahren in Deutschland leben.

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jat/AFP/DPA