Fahndung Islamist Breininger offenbar wieder zu Hause

  • von Gerd Elendt
  • und Martin Knobbe
Das Bundeskriminalamt fahndet nach dem Saarländer Islamisten Eric Breininger, der sich angeblich auf den Weg von Pakistan nach Europa gemacht hat. Wie stern.de aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll Breininger bereits vor einigen Tagen über Sarajewo nach Deutschland eingereist sein. Konkrete Hinweise auf einen geplanten Anschlag gibt es nicht.

Das Sturmgewehr nach oben gerichtet, ein Turban auf dem Kopf und deutlich schlanker als noch vor Monaten, so meldete sich Eric Breininger im Mai dieses Jahres aus Pakistan, wo er sich nach Kenntnis der Behörden in einem terroristischen Ausbildungslager befand. "Gelobt sei Allah, der mir diesen Weg zum Jihad geöffnet hat", sagte der 20-Jährige in einem schriftlichen Interview, das auf einer islamistischen Website veröffentlicht wurde. "Mit dem Leben in Deutschland hab ich schon längst abgeschlossen, mein Leben wird hier im Jihad installiert sein."

Rückreise über Sarajewo

Nun hatte sich der junge Muslim offenbar dazu entschlossen, doch nach Deutschland zurückzukehren. Heute Nachmittag schrieb das Bundeskriminalamt eine öffentliche Fahndung nach ihm und seinem 23-jährigen Glaubensbruder Houssain al Mallah aus. Man habe Informationen erhalten, dass sich die beiden jungen Männer auf dem Weg nach Europa befinden. Diese Informationen stammen von den Geheimdiensten, die über den Aufenthaltsort der beiden offenbar wesentlich genauer Bescheid wissen als die Polizei. Wie der Mitarbeiter eines Nachrichtendienstes stern.de sagte, soll Breininger bereits vor einigen Tagen über Sarajewo nach Deutschland gekommen sein. Ein Sprecher des Bundeskriminalamtes sagte, davon wisse man in seiner Behörde nichts.

Die Generalbundesanwaltschaft hatte bereits im April Haftbefehle gegen Breininger und al Mallah erlassen. Sie werden beschuldigt, Mitglieder in einer terroristischen Vereinigung im Ausland zu sein. Die Bundesanwälte zählen sie zur so genannten Islamic Jihad Union (IJU), eine Gruppe von Usbeken, die sich dem weltweiten Jihad verschrieben haben soll. Über die Historie dieser Gruppe gibt es nach wie vor Unklarheiten. Ein ehemaliger Mitarbeiter des usbekischen Nachrichtendienstes SNB sagte dem ARD-Magazin "Monitor", die IJU sei vom usbekischen Geheimdienst gegründet worden.

Kontakte zur "Sauerländer Gruppe"

Eric Breininger hatte auch enge Kontakte zur so genannten "Sauerländer Gruppe", die einen Terroranschlag in Deutschland geplant hatte. Auch hier sollen die Auftraggeber nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft aus der IJU stammen. Drei Mitglieder der "Sauerländer Gruppe" wurden im September vergangenen Jahres verhaftet. Zwei Tage zuvor hatte sich Breininger nach Ägypten aufgemacht, wo er zunächst eine Sprachschule für Arabisch besuchte und dann weiter nach Pakistan reiste. Von dort meldete er sich ab Frühjahr dieses Jahres per Video und Text auf einer Website, die mittlerweile das Logo der IJU trägt. Er rief dazu auf, für den Jihad zu kämpfen oder Geld zu spenden. Nach Meinung der Ermittler war Breininger am Ende zu einem Selbstmordanschlag bereit.

Der junge Saarländer ist nach Angaben von Freunden erst im Februar vergangenen Jahres zum Islam konvertiert. Ein Arbeitskollege bei einem Paketzusteller habe ihn an die Religion herangeführt. Er sei von ihm zum Essen eingeladen worden und man habe sich viel über den Koran unterhalten. Sie hätten sich Vorträge des deutschen Konvertiten Pierre Vogel auf der Website "Die wahre Religion" angehört und gemeinsam die Moschee in Neunkirchen besucht.

In wenigen Tagen habe Eric sein Leben völlig geändert, erzählt eine Freundin. Er nannte sich Abdul Ghaffar und ging regelmäßig beten. Er hörte auf zu rauchen und gelte seine Haare nicht mehr. Sein neues Handy verkaufte er auf Ebay und ging nicht mehr auf die Sonnenbank wie früher. Nichts war mehr übrig von dem Menschen, der immer die neuesten Hip-Hop-Klamotten trug, sich gerne prügelte und mit Drogen dealte, mit Hasch und dem Amphetamin Pep.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Nach seiner Konvertierung machte Eric Breiniger seiner damaligen Freundin einen Heiratsantrag und schleppte sie zur Hochzeit in eine Hinterhofmoschee. Die Zeremonie dauerte nur wenige Minuten. Danach bat Eric Breininger seine Frau, künftig ein Kopftuch zu tragen. Als er ihr verbieten wollte, ihre Freunde zu treffen, war das junge Glück auch schon wieder zu Ende. Die Frau zog aus der gemeinsamen Wohnung aus. Der verlassene Ehemann zog schließlich los, um für Allah zu kämpfen.