Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat die Vereinbarung der Bundesbank mit ihrem Noch-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) über seinen Rückzug scharf kritisiert. "Die Bundesbank hat doch nichts anderes als einen Deal gemacht, um den Bundespräsidenten zu retten und Herrn Sarrazin trotzdem los zu werden", sagte Gabriel der "Bild am Sonntag".
Mit Blick auf einen "Spiegel"-Bericht über eine Erhöhung der Pension des Ende September aus der Bundesbank ausscheidenden Sarrazin sagte Gabriel weiter: "Jetzt zahlt die Bundesbank Herrn Sarrazin vermutlich viel Geld dafür, dass er geht. Wir kennen diese Methoden ja aus der Privatwirtschaft. Das macht sie deshalb aber nicht besser."
Dem Bundespräsidenten warf der SPD-Chef Fehlverhalten in dem Fall vor: "Christian Wulff hat sich völlig zu Unrecht in die Entlassung Sarrazins aus dem Bundesbankvorstand eingeschaltet", sagte Gabriel. Wulff hätte den Abberufungsantrag der Bank gegen Sarrazin neutral prüfen und die Entlassung gegebenenfalls vollziehen müssen. Er hatte die Bank aber bereits vor deren Abberufungsantrag gedrängt, Schaden von Deutschland wegen der Diskussion um Sarrazin abzuwenden.
Theorien, die nach Ausschwitz führen
Kurz vor der am Montag erwarteten Entscheidung des SPD-Bundesvorstands über ein Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin verschärfte Gabriel seine Kritik an dem früheren Berliner Finanzsenator abermals. Dass die Perversion dieser von ihm wiederbelebten Theorien zur Vererbung in Deutschland nach Auschwitz geführt habe, sei Sarrazin keine Zeile in seinem umstrittenen Migrationsbuch wert.
Zugleich räumte Gabriel allerdings ein, dass auch er Mängel in der Integrationspolitik sehe. In zahlreichen Migrantenfamilien gebe es zu wenig Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft. "Und es ist auch ein Skandal, dass wir Hassprediger nicht aus dem Land schmeißen, wenn sie in den Moscheen ihre Tiraden halten."