Gerhard Bökel Hammerwerfer probt den großen Wurf

„Was bringt Bökel? Mehr Ehrlichkeit.“ Der bullige Ex-Landrat wirbt mit Ausdauer, Optimismus und positiver Ausstrahlung.

In Hessen kennt ihn nach Umfragen nur jeder Zweite, zündende Landtagsreden gelingen ihm eher selten. Doch Gerhard Bökel, SPD-Spitzenmann und Herausforderer von Roland Koch (CDU) bei der Landtagswahl am 2. Februar in Hessen, wird von den Wahlkampfplanern der Union schon lange nicht mehr unterschätzt.

Anspruch auf den Spitzenjob


Der 56 Jahre alte, bullige Ex-Landrat mit dem kurz geschnittenen Haarkranz und den freundlichen Augen hinter seinen Brillengläsern besitzt zentrale Eigenschaften für den politischen Erfolg: Ausdauer, unerschütterlichen Optimismus und eine positive Ausstrahlung gerade bei Terminen «draußen». «Ich fühl’ mich wohl bei Feuerwehrfesten», sagt der langjährige Landtagsabgeordnete (seit 1978), Landrat (1985- 1994) und Innenminister (1994-1999). Genau das macht ihn zum Problem für Koch, der mit dem Image des knallharten Machtmenschen zu kämpfen hat und dem alle Welt Wechselambitionen nach Berlin unterstellt.

Bökels ungewöhnliches Hobby, das Hammerwerfen, passt gut zu der beherzten Art, mit der der SPD-Mann die schwere Last der Spitzenkandidatur gehoben und dann immer besser in Schwung gebracht hat. Während viele Genossen nach der verlorenen Landtagswahl 1999 noch von angeblich hoffnungsvolleren Bewerbern redeten und der damalige SPD-Landeschef und heutige Bundesfinanzminister Hans Eichel andere Kandidaten ermutigte, zog Bökel mit seinem Anspruch auf den Spitzenjob unermüdlich durch die Ortsvereine.

Noch im Jahr der Niederlage sicherte er sich mit dem Vorsitz im mächtigen Bezirk Südhessen die nötige Hausmacht. Mit der Forderung nach 500 Ganztagsschulen für Hessen grub er ein Jahr später ein uraltes Thema der Sozialdemokraten wieder aus. Mit Erfolg: Mitte Oktober 2002 bestätigte ihn die Partei mit 99 Prozent als Kochs Herausforderer.

"Bökel bringt mehr Ehrlichkeit"


Werben will Bökel vor allem mit seinem Ganztagschulprogramm, einem kostenlosen Vorschuljahr für Fünfjährige und dem Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Für die Finanzierung verweist er auf die Genossen in Berlin, die ihn im Vorwahlkampf aber nicht immer freundlich behandelten. Weil Bundeskanzler Gerhard Schröder die von Bökel lebhaft gewünschte Vermögensteuer vom Tisch wischte, musste der Hesse sich zuletzt beißenden Spott von CDU und FDP anhören.

In der heißen Wahlkampfphase will der Vater dreier Kinder trotz solcher Attacken auf die harte Tour verzichten. Auch auf Kochs Schwarzgeldaffäre verweist er nur dezent und klebt lieber Sympathie- Plakate mit der Aufschrift: «Was bringt Bökel? Mehr Ehrlichkeit».

DPA