GESPRÄCH »Betriebspause für alle 19 Reaktoren«

Der Präsident des Naturschutzbunds NABU, Jochen Flasbarth, hat eine einjährige Betriebspause für alle 19 Reaktoren vorgeschlagen. In dieser Zeit sollte die Sicherheit überprüft und bewertet werden.

In der Debatte um die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke vor Terrorangriffen hat der Naturschutzbund NABU eine einjährige Betriebspause für alle 19 Reaktoren vorgeschlagen. In dieser Zeit sollte die Sicherheit überprüft und bewertet werden, sagte NABU-Präsident Jochen Flasbarth in einem dpa-Gespräch.

In einer breiten gesellschaftlichen Debatte solle dann geklärt werden, ob und auf welcher Basis ein schnellerer oder möglicherweise sofortiger Ausstieg aus der Kernkraft vereinbart werden könnte. Für die wirtschaftlichen Verluste bei vorzeitiger Abschaltung der Reaktoren sollten die Betreiber entschädigt werden. Die Kosten müssten sorgfältig geprüft werden. Einen entsprechenden Brief mit diesen Vorschlägen habe er an Bundeskanzler Gerhard Schröder geschrieben.

An der Novelle des Atomgesetzes, das den schrittweisen Ausstieg aus der Kernkraft bis etwa 2020 fest schreibt, solle aber nicht gerüttelt werden, sagte Flasbarth. Die Atomgesetznovelle soll bis Anfang kommenden Jahres im Bundestag verabschiedet werden. Anfang November sind Anhörungen angesetzt. Die Novelle dürfe aber nicht der »Endpunkt der Debatte« sein, sagte Flasbarth.

Die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) war vergangene Woche in einem vorläufigen Bericht zu dem Schluss gekommen, dass die deutschen Atomkraftwerke - besonders die älteren Reaktoren - einem gezielten Angriff mit einem großen Verkehrsflugzeug wohl nicht standhalten könnten.

»Ältere Atomkraftwerke früher abschalten«

Den Vorschlag des niedersächsischen Umweltministers Wolfgang Jüttner (SPD), die älteren Atomkraftwerke früher abzuschalten und deren Reststrommengen auf die besser geschützten neueren Anlagen zu übertragen, lehnte Flasbarth ab. »Das würde die Laufzeit der neuen Anlagen erheblich nach hinten verlängern.« Anstatt das letzte AKW in etwa 20 Jahren abzuschalten, wie im Atomkonsens vereinbart, würde der Ausstieg aus der Kernkraft dann erst in 30 bis 35 Jahren kommen.