Zwölf Jahre nach dem GAU Aus Sorge vor geplanter Ableitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer: Südkoreaner hamstern Salz

Menschen protestieren gegen japanische Regierung
Menschen protestieren vergangene Woche gegen den Plan der japanischen Regierung, verseuchtes Wasser in Fukushima ins Meer einzuleiten
© Xinhua / Imago Images
Zwölf Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima will Japan das Kühlwasser der zerstörten Reaktoren im Meer entsorgen. Das löst Sorge im benachbarten Südkorea aus. Die Menschen reagieren bereits mit Präventionsmaßnahmen.

Die Reaktoren des AKW in Fukushima müssen auch zwölf Jahre nach dem Super-GAU samt Kernschmelze weiter mit Wasser gekühlt werden. Inzwischen sind rund 1000 Tanks mit verstrahltem Wasser gefüllt – die absolute Menge liegt bei einer Million Tonnen. Und es wird aufgrund von einsickerndem Regen- und Grundwasser täglich mehr.

Um das Wasser zu entsorgen, will Japan es nun in verdünnter Konzentration ins Meer ableiten. Der Inselstaat im Pazifik gibt sich unbesorgt; das Wasser sei sicher. Und man habe den Nachbarstaaten detaillierte und wissenschaftlich untermauerte Erklärungen zu dem Vorhaben gegeben. Indes nimmt die Sorge auf dem Festland zu. Viele Einwohner:innen in Südkorea decken sich unter anderem mit Meersalz ein – aus Sorge, dass dieses künftig verseucht sein könnte. "Ich habe vor kurzem fünf Kilogramm Salz gekauft", sagte Lee Young-min, die in Seongnam, südlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul lebt, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die 38-Jährige Mutter zweier Kinder habe noch nie so viel Salz gekauft. Aber sie habe das Gefühl, sie müsse tun, was sie könne, um ihre Familie zu schützen.

Kim Myung-ok kam hingegen zu spät: Er stand vorm leeren Supermarktregal. "Ich bin gekommen, um Salz zu kaufen, aber es gibt keins mehr", sagte er der Nachrichtenagentur. Und weiter: "Die Freisetzung des Wassers ist besorgniserregend. Wir sind alt und haben genug gelebt, aber ich mache mir Sorgen um die Kinder."

Die hohe Nachfrage nach Salz in Südkorea wirkte sich mittlerweile auch auf den Preis aus. Dieser stieg um fast 27 Prozent im Vergleich zum Zeitraum vor zwei Monaten an, wobei die Behörden dafür auch das Wetter und den Produktionsrückgang verantwortlich machen.

Japan will Fukushima-Kühlwasser ab dem Sommer im Meer entsorgen

Kritik an den Entsorgungsplänen kommt auch aus dem Nachbarland China. Die Volksrepublik warf Japan mangelnde Transparenz vor. Demnach stelle es eine Gefahr für die Meeresumwelt und die Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt dar. 

Zwar wird das Wasser zunächst gefiltert, jedoch kann das Isotop Tritium nicht herausgefiltert werden. Dem Betreiberkonzern Tepco und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zufolge sei das Wasser verdünnt und das enthaltene Tritium sei in geringen Mengen unschädlich für Mensch und Umwelt. Sollte die Verdünnung trotzdem nicht ausreichen oder die Konzentration radioaktiver Stoffe ungewöhnlich hoch ausfallen, will der Betreiber die Freisetzung mithilfe eines Notabschaltventils stoppen.

Der endgültige Beginn der Entsorgung des verstrahlten Wassers im Meer steht noch nicht fest. Der Chef der IAEA, Rafael Grossi, wolle am 4. Juli in Tokio Ministerpräsident Fumio Kishida den abschließenden Prüfungsbericht seines Hauses zu Japans Verklappungsplänen vorlegen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Verweis auf die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Die Verklappung soll dann diesen Sommer starten. 

Quellen: Reuters, mit Material der DPA

nk

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