stern-Chefredakteur Wie deutsch ist König Charles? Gregor Peter Schmitz über die Titelgeschichte des aktuellen stern

Der aktuelle stern: Charles auf dem Cover
Der aktuelle stern: Charles auf dem Cover
© stern
König Charles III., Thomas Tuchel und eine neue Optik: stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz wirft im Editorial einen Blick in das aktuelle Magazin.

Liebe Leserin, lieber Leser,

es existiert ein Foto von König Charles III und mir. Als das Foto entstand, war Charles noch ein Prinz, und auch sonst ist wenig königlich an der Aufnahme. Sie ist schwer verwackelt, weil sie ganz schnell geblitzt werden musste, und streng genommen bin ich nur mit einer winzigen Ecke meines Kopfes irgendwo hinter der Schulter von Charles zu sehen. Ich hatte mich ins Bild gedrängt, es ist nicht zu übersehen. Charles war zu Besuch in München, der bekannte Weltpolitiker Markus Söder hatte ein Bankett für ihn ausgerichtet, aus irgendeinem schwer nachvollziehbaren Grund gelangte auch ich auf die Gästeliste. Ich weiß aber noch, dass wir beide ziemlich rote Backen haben, ich vor Aufregung, bei Charles kann ich über den Grund nur spekulieren. Hängen geblieben ist bei mir zudem, dass der Prinz einige Sätze auf Deutsch sagte, so gut, dass die Gäste an meinem Bankett-Tisch freudig raunten, man habe doch irgendwie auch einen deutschen König.

Charles auf dem stern-Cover 1988
Damals noch Prinz: Charles auf dem stern, 1988
© stern Archiv

Das führt mich zu unserer aktuellen Titelgeschichte. Darin gehen wir der Frage nach, wie deutsch dieser Charles III – früher in voller Schönheit: Charles Philip Arthur George, Prince of Wales and Earl of Chester, Duke of Cornwall, Duke of Rothesay, Earl of Carrick and Baron Renfrew, Lord of the Isles, Prince and Great Steward of Scotland, Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth and Baron Greenwich – eigentlich ist, der seinen ersten großen Staatsbesuch als König den Deutschen abstattet. Die Franzosen sollten eigentlich die Ersten sein, haben aber lieber gestreikt, was wiederum zeigt, dass deutsche Gewerkschaftschefs wenigstens Respekt vor Königen haben. Charles, mit dem sich der stern schon oft befasst hat, wird in den kommenden Tagen unter anderem ein Ökodorf in Brandenburg besuchen. Ob er dort mit Blumen spricht und das dann auf Deutsch tut, konnten wir bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung bringen.

Wird der FC Bayern wieder zum FC Hollywood?

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Charles, heute 74, darauf gewartet, den für ihn vorgesehenen Job endlich anzutreten. Man kann nicht sagen, dass er den Gipfel seiner Karriere früh erklommen hätte. Bei Julian Nagelsmann verhält es sich möglicherweise umgekehrt. Der Fußballcoach erlangte schon mit 33 Jahren den schillerndsten Trainerposten der Republik, noch dazu hatte der FC Bayern 25 Millionen Euro Ablöse für ihn gezahlt. Nun ist er mit 35 Jahren auch für immer ein Ex-Bayern-Trainer. Er habe "die Kabine" verloren, raunen die einen, den Rückhalt der Stars also. Er habe die mäkeligen Bosse schlicht nicht zufriedenstellen können, sagen die anderen, trotz der Aussicht auf ein Triple. Nun stellen sich viele Fragen: Wird der FC Bayern wieder zum FC Hollywood? Wird der neue Trainer Thomas Tuchel auf einmal pflegeleicht? Und kassieren die Bayern eigentlich Ablöse für Nagelsmann, wenn dieser einen anderen Job antritt?

Wenn es draußen heller und wärmer wird, wollen wir gut aussehen, das gilt auch für den stern. In den vergangenen Monaten hat ein Grafik-Team um Christiane Kapaun, Susanne Söffker, Felix Bringmann, Andreas Nyland und Derik Meinköhn die Optik unseres Heftes sanft und doch entschieden überarbeitet, mit neuen Schriften, neu gestalteten Rubriken und einer neuen Heft-Dreiteilung. Im ersten Teil jeder Ausgabe erwarten Sie aktuelle Informationen und Recherchen sowie die "Fragen der Woche". In der Mitte schlägt das "Herz" des stern mit großen, auch optisch noch opulenter inszenierten Reportagen und Gesprächen. Und hinten wartet ein gänzlich neu gestalteter Kultur-Teil auf Sie, den wir "Journal" nennen. Wir hoffen, der neue alte stern gefällt Ihnen.

Herzlich Ihr,

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Gregor-Peter Schmitz

Erschienen in stern 14/2023