Kandidatenkarussell Voscherau sagt der SPD ab

Die krisengeschüttelte Hamburger SPD steht weiter ohne Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 2008 da. Nun hat auch Ex-Bürgermeister Henning Voscherau verkündet, dass er doch nicht antreten werde. Er wolle nicht "als nächster verheizt" werden, sagte Voscherau als Begründung.

Teile der Partei hatten auf eine Kandidatur Voscheraus gehofft, um nach dem Debakel bei der Suche nach einem Spitzenkandidaten einen neuen Anfang zu finden. Die SPD will sich laut Landesgeschäftsführer Walter Zuckerer nun auf die Suche nach einem anderen Kandidaten machen. Der SPD-Landesvorstand war in der vergangenen Woche geschlossen zurückgetreten. Bei einer Kampfabstimmung um die Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahl 2008 waren zuvor rund 1.000 Briefwahlzettel verschwunden.

Zitat

"Vorbei ist vorbei. Am 6. Mai 2006 habe ich unter dem Druck der Partei auf eine Kandidatur für 2008 verzichtet. Das ist erst zehn Monate her. Wie soll ich denen, die mich 2006 monatelang öffentlich bekämpft haben, jetzt glauben, dass ihre plötzliche Unterstützung von Dauer sein wird - durch dick und dünn bis 2012." (Henning Voscherau in einem Brief an den amtierenden SPD-Landesvorsitzenden Mathias Petersen)

Keine Lust "verheizt" zu werden

Der Hamburger SPD-Landesvorsitzende Petersen hatte danach auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz und eine Spitzenkandidatur bei der Bürgerschaftswahl 2008 verzichtet. Auf einem Landesparteitag am 24. März sollen eine neue Parteiführung gewählt und ein Bürgermeisterkandidat nominiert werden. Voscherau ließ am Montagabend vom amtierenden Parteivorsitzenden Mathias Petersen eine Erklärung verlesen, in der er sowohl politische als auch familiäre Gründe für seinen Verzicht auf eine Kandidatur angab. Er wolle nicht "als nächster verheizt" werden, hieß es darin. "Meine Frau riet mir ab", erklärte Voscherau. "Ich sehe die Lage der Partei, werde ihr gern helfen, aber für die Spitzenkandidatur fehlt es an politischen und familiären Voraussetzungen", hieß es in der Erklärung.

Zuckerer erklärte, es werde nun weiter beraten und sondiert. Sowohl in Hamburg als auch bundesweit gebe es mehrere geeignete Kandidaten. Die Entscheidung Voscheraus sei mit einer "gewissen Bestürzung" in der Partei aufgenommen worden. Petersen hatte sich zuvor für eine Kandidatur Voscheraus ausgesprochen. "Ich hoffe, dass Henning Voscherau die schwere Aufgabe übernimmt, die Partei in den Wahlkampf zu führen", sagte Petersen der "Bild"-Zeitung. Der 51-Jährige bestätigte demnach, dass mit dem früheren Bürgermeister Voscherau Gespräche geführt würden, um diesen zu einer Kandidatur zu bewegen. Aus Parteikreisen hatte es geheißen, auch die Kreischefs seien dafür. Voscherau hatte sich nach Medieninformationen zuletzt eine Kandidatur offen gehalten.

AP
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