Kanzlerin-Double In Lübeck hat sich's ausgemerkelt

Aus der Kopie wird jetzt ein Original: Jahrelang tourte Susanne Knoll als Angela-Merkel-Double durch die Medienlandschaft. Nun will die Frau, die der Kanzlerin zum verwechseln ähnlich sieht, selbst in die Politik, genauer ins Lübecker Rathaus - allerdings nicht für die Union.

In den Wochen nach dem 25. Mai, an dem in Schleswig-Holstein Kommunalwahlen stattfinden, wird sich möglicherweise so mancher die Augen reiben vor Verwunderung: "War das da etwa eben die Kanzlerin im Lübecker Rathaus?" Oder: "Ach du Gott, ist die Merkel jetzt auch Lübecker Stadtabgeordnete?" Wer diesem Verdacht erliegt, braucht sich dafür nicht zu schämen. Schließlich ist Susanne Knoll jahrelang als Double der Kanzlerin aufgetreten, denn sie sieht der mächtigsten Frau Deutschlands zu Verwechseln ähnlich.

Skepsis bei den eigenen Genossen

Ob ihr der Promi-Bonus bei den Kommunalwahlen eher schadet oder nutzt bleibt abzuwarten. Denn Susanne Knoll möchte ausgerechnet für die SPD in die Bürgerschaft einziehen. Und sie macht sich ihre Hoffnungen zurecht. Die Lübeckerin hat einen eigenen Wahlkreis, steht auf Listenplatz sieben der SPD und könnte so einen Sitz in der Ratsversammlung der Hansestadt ergattern. "Ich werde zwar immer noch auf meine Ähnlichkeit mit der Kanzlerin angesprochen, aber es wird weniger", sagt die 49-jährige Mutter von drei Töchtern.

Manche Genossen seien anfangs etwas skeptisch gewesen, räumt Knoll ein. "Da gab es schon Fragen wie: "Was will die hier, will die Show machen?". Aber ich glaube, inzwischen habe ich die meisten Zweifler überzeugt", sagt sie. Knolls Karriere als Merkel-Double begann 2003, als sie auf einer Familienfeier von einer Doppelgängeragentur entdeckt wurde. Als die CDU Merkel 2005 als Spitzenkandidatin nominierte, konnte sich Knoll vor Anfragen kaum noch retten. Sie trat in Talkshows auf und hat mit Udo Lindenberg ein Video zu seinem Lied "Angie" gedreht.

Spätstarterin mit Ehrgeiz

Doch irgendwann habe es ihr nicht mehr gereicht, die Rolle einer Politikerin zu spielen. "Ich wollte selbst aktiv Politik machen. Dabei war für mich klar: Wenn ich in eine Partei eintrete, dann in die SPD", sagt Knoll. Nach ihren Eintritt im Sommer 2005 bekam sie eine Einladung des damaligen SPD-Generalsekretärs Klaus-Uwe Benneter. "Der hat mich überzeugt, bei der Kommunalwahl zu kandidieren", erzählt sie.

Wenn Knoll gewählt wird, will sie sich - wie eigentlich alle Kandidaten aller Parteien - um die Schul- und Bildungspolitik in Lübeck kümmern, sich für die Konsolidierung des städtischen Haushalts und den Ausbau der Kinderbetreuung einsetzen. Für ihre Karriere denkt die Spätstarterin in Sachen Politik bereits weiter. Sie sagt: "Ich habe durchaus Ehrgeiz, und der muss nicht in der Bürgerschaft aufhören."

DPA
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