Einmal schon ist sogar Angela Merkel auf ihre Doppelgängerin hereingefallen. Sie saß im "Dorfkrug" im brandenburgischen Flecken Meseberg, wo das Gästehaus der Bundesregierung steht, und blätterte im Gästebuch des Lokals. Auf Seite 1 ein Foto Gerhard Schröder. Auf Seite 2 eins von Angela Merkel. "Wann war das denn?", fragte sie überrascht. "Ach, das ist Frau Knoll aus Lübeck", sagte Werner Paarmann, der Wirt. Noch nie allerdings sind sich die beiden Frauen persönlich begegnet. Susanne Knoll, 48 und Mutter dreier Töchter, jobbt indes fleißig als Doppelgängerin der Kanzlerin. Wer will, kann sie bei einer Doppelgängerin-Agentur buchen. Mal hält sie Reden, mal taucht sie in Jux-TV-Sendungen auf. Entdeckt wurde sie von einem DJ auf einer Party. Ob sie wisse, dass sie der Kanzlerin verblüffend ähnlich sehe? Die Lübeckerin war leicht geschockt, hatte sie an diesem Tag doch dunkle Ringe unter den Augen, weil es in der Nacht zuvor spät geworden war. Wie Merkel zuweilen, wenn es mal wieder spät im Kanzleramt geworden ist. Beide Frauen besitzen auch ähnliche Blazer. Und auf Merkels Tisch im Kanzleramt steht ein Bild der russischen Zarin Katharina der Großen. Auch Knoll hat aus Begeisterung für diese Frau eine ihrer Töchter Katharina genannt. Nur einen kleinen Unterschied gibt es: Angela I ist in der CDU, Angela II in der SPD. In Zeiten der großen Koalition ist das indes ein vernachlässigbares Kriterium. Ein Traum von Frau Knoll dürfte sich allerdings kaum erfüllen lassen: Sie möchte die echte Angela einmal vertreten und keiner sollte es merken. Vielleicht an Weiberfastnacht?
Hans Peter Schütz
Worüber redet das politische Berlin, wenn die Kameras ausgeschaltet sind? stern-Autor Hans Peter Schütz hört hin und notiert wöchentlich den neuesten Tratsch aus der Hauptstadt - exklusiv auf stern.de lesen Sie seine Kolumne "Berlin vertraulich!"
Berüchtigt war Joseph Fischer, zu Zeiten, in denen er für alle der Joschka war und noch nicht Bundesminister des Auswärtigen, für seine Tischmanieren. Ausgiebig geruhte er nach dem Essen in seinen Zähnen zu pulen. Oder er schleckte per Zunge seinen Teller aus, kein Tröpfchen Soße sollte verloren sein. Nur beim Wein legte er schon damals allerhöchste Maßstäbe an, vor allem dann, wenn der Schwabe Fischer nicht selbst bezahlen musste. War er in einem der besseren Bonner Italiener eingeladen, pflegte er auch bei 80-Mark-Flaschen den Daumen zu senken. Kaum genießbar! Jetzt im Ruhestand und in denkmalgeschützter Villa in Berlin-Dahlem zuhause, hat er seine schwäbische Gesinnung einigermaßen überwunden. Jedenfalls staunte eine halbe Hundertschaft Gäste, die er zu sich eingeladen hatte, darüber, welch teuren Partydienst er für Speis und Trank engagiert hatte. Leider war der mitgelieferte Wein vorzeitig zu Ende. Fischer musste in seinen mit besten Lagen bestückten Weinkeller steigen, was ihm nach Augenzeugen-Berichten erkennbar schwer fiel. Manchmal ist Geiz eben doch nicht geil.
Immer wieder Quell reinsten verbalen Vergnügens ist der politische Wortschatz von CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Ein Mann, ein bayerisch klares Wort. Zur Afghanistan-Debatte der Grünen sagt das politische Mannbild: "Die Grünen sind ein verlotterter, kulturloser Haufen." Was der CSU-Mann wohl sagt, wenn er nach der Bundestagswahl 2009 in einer Jamaica-Koalition mit dem "Haufen" an einem Kabinettstisch sitzen müsste? Gar nicht schmeckt Ramsauer, was das Bundeskabinett jetzt in Sachen Mindestlohn in der Postbranche auf den Weg gebracht hat: "Das ist politisches Gammelfleisch." Guten Appetit wünschen wir, wenn der "Ramses" in das Gammelfleisch auf Wunsch von Angela Merkel doch noch beißen muss.
Glänzend sind die politischen Beziehungen zwischen Kroatien und Bayern, genauer der CSU. Zum Beispiel ist CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer ein Duzfreund von Ivo Sanader, dem kroatischen Ministerpräsidenten. Dennoch staunte der neue CSU-Vorsitzende Erwin Huber jetzt bei seinem Antrittsbesuch in Kroatien nicht schlecht, dass es eindeutig einen noch beliebteren deutschen Politiker gibt als alle CSU-Vertreter: Hans Dietrich Genscher. So gibt es zum Beispiel in Zagreb ein "Café Genscher". Die schwarzen S-Klasse Daimler heißen dort nicht Mercedes oder Benz, sondern "Genscher", weil der frühere Außenminister mit einer derartigen Staatskarosse bei seinem ersten Besuch durchs Land rollte. Und ein reicher Kroate, so erzählen deutsche Diplomaten vor Ort, habe sich sogar eine mannsgroße Genscher-Statue in seinen Garten stellen lassen. Dies alles, weil die Kroaten Genschman nicht vergessen haben, dass er als Erster die diplomatische Anerkennung des Landes nach dem Balkan-Krieg ausgesprochen hat.

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Manche Briefe sind verräterisch. So hat Ex-Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) dem CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber mitgeteilt, ein Leben ohne Politik könne doch sehr schön sein. "Es gibt ein Leben jenseits der Politik." Einerseits kann man das verstehen, denn Schily wird nachgesagt, schon zu Amtszeiten als einziger Spitzenpolitiker mindestens zwei Monate Urlaub übers Jahr gemacht zu haben. Andererseits ist Schily in der Frage des politischen Ruhestands eigentlich nicht kompetent. Denn noch immer bezieht er Diäten, lässt sich auf Schritt und Tritt von Sicherheitsbeamten begleiten, wird allerdings im Parlament nur sehr selten gesichtet. Wenn er sich im Ruhestand fühle, murren die Genossen, so könne er doch seinen Platz freimachen für einen aktiven Nachrücker.