Knapp sieben Jahre ist es her, dass ein Kontingent der Bundeswehr im Rahmen uneingeschränkter Solidarität mit den USA nach Afghanistan in Marsch gesetzt wurde. Heute steht fest: Von Stabilität ist das Land weit entfernt. Es herrscht Krieg. Es ist der Krieg der USA, die ohne UN-Mandat in Afghanistan agieren und die nach Auffassung des afghanischen Präsidenten Karzai schon vor Jahren diesen Krieg hätten beenden können. Immer stärker sind wir Deutsche hineingezogen worden. Längst ist die Substanz des UN-Mandats, das dem Bundeswehreinsatz zugrunde liegt, ausgehöhlt. Bis zum Hals sind wir im afghanischen Schlamm versunken. Es wird große Mühe kosten, dort wieder herauszukommen.
Zur Person
Willy Wimmer, 65, ist Verteidigungsexperte der CDU.
Heute kämpfen wir gegen jene Taliban, die von den USA, Saudi-Arabien und Pakistan noch Mitte der 90er Jahre unter den Paschtunen rekrutiert wurden. Damals hatten sie den Auftrag, von Süden her den Weg nach Zentralasien freizukämpfen, um unter US-Kontrolle Öl und Gas aus Zentralasien zum indischen Subkontinent gelangen zu lassen.
Was ist mit Osama bin Laden?
Nun kämpfen die Paschtunen dafür, nicht länger durch die heutige pakistanisch-afghanische Grenze geteilt zu sein. Alles verändert sich, aber nichts passt mehr. Der Kampf gegen den Terrorismus scheint nur noch vorgeschoben. Was ist mit Osama bin Laden? Wird er tatsächlich gejagt? Ist er je gejagt worden? Oder stimmt der Eindruck, hier werde jemand der Welt wie Sauerbier angeboten?
Der Abzug aus Afghanistan ist überfällig. Zwei Wege führen hinaus: Die Bundesregierung muss im Kreis ihrer Verbündeten unverzüglich jene Bedingungen schaffen, die es Deutschland erlauben, die eigenen Truppen innerhalb eines Jahres ehrenvoll aus Afghanistan abzuziehen. Sollte dies nicht möglich sein, muss die Bundesregierung bereit sein, das deutsche Kontingent einseitig abzuziehen. Es ist nicht unser Krieg.
