Kriminalität bei der Bundeswehr Erste Ermittlungserfolge nach Vergewaltigung in Kaserne

Anscheinend hat sich der Täter das Opfer gezielt ausgesucht. Die Ermittler konnten jedoch bereits viele Bundeswehrangehörige als Täter ausschließen.

Nach der Vergewaltigung einer Soldatin in einer Kaserne in Bückeburg haben die Ermittler den Kreis der Tatverdächtigen eingegrenzt. Eine Vielzahl von Bundeswehrangehörigen könne als Täter ausgeschlossen werden, teilte die Staatsanwaltschaft Bückeburg am Dienstag mit. Die Fahnder gehen derzeit davon aus, dass sich der Täter die junge Frau gezielt als Opfer ausgesucht hat. Die Soldatin war am 12. August in einem gesicherten Bundeswehrgebäude vergewaltigt und anschließend gefesselt und geknebelt in einen Spind gesperrt worden. Sie ist in psychologischer Betreuung.

Am Freitag gab es einen Großeinsatz auf dem Gelände der Kaserne - die Bundeswehrangehörigen wurden der Staatsanwaltschaft zufolge zur freiwilligen Teilnahme gebeten. Ob es sich dabei um die Abgabe von Speichelproben handelte, wollte der Sprecher weder bestätigen noch dementieren. Unklar ist, ob die junge Soldatin von einem Kameraden vergewaltigt wurde. Nach wie vor werde in alle Richtungen ermittelt, sagte Lüth. Auch die Feldjäger als Militärpolizei sind eingeschaltet.

Die Jägerkaserne gehört zur Heeresfliegerwaffenschule Bückeburg. Nach Bundeswehrangaben sind dort gut 100 Soldaten ständig stationiert, dazu kommen 200 bis 300 Lehrgangsteilnehmer. Fremde haben es schwer, auf das Gelände zu gelangen. "Sie ist gesichert, wie eine Kaserne gesichert sein soll", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Sexuelle Übergriffe in der Bundeswehr

Seit 2001 ist die Bundeswehr in allen Bereichen für Frauen geöffnet, ihr Anteil liegt bei etwa zehn Prozent. Vergewaltigungen in der Bundeswehr seien absolute Einzelfälle, hatte am Donnerstag ein Sprecher des Wehrbeauftragten erklärt. In einer 2008 veröffentlichten Untersuchung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr berichteten allerdings fünf Prozent der befragten Soldatinnen von versuchten oder tatsächlichen sexuellen Übergriffen.

"Es gibt Fälle sexueller Belästigung in der Bundeswehr", sagte der Direktor des Instituts, Prof. Ernst-Christoph Meier, am Freitag der dpa. Allerdings sei das in der Befragung aus dem Jahr 2005 festgestellte Ausmaß eher geringer als in anderen Streitkräften oder in der privaten Wirtschaft. "Ich weiß, dass die Bundeswehr gemeldete Vorfälle konsequent ahndet und der Prävention hohe Bedeutung beigemessen wird."

DPA
ivi/DPA