Nach der Kritik an brutalen Schleifermethoden bei der Offiziersausbildung auf der "Gorch Fock" hat das Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr die Notwendigkeit militärischen Drills grundsätzlich gerechtfertigt. Unter hohem physischen und psychischen Stress würden manuelle Dinge verlangt, "die einfach für mein Überleben und das Funktionieren meiner Person in einem Gefecht verantwortlich sind", sagte Oberst Siegfried Morbe von der Koblenzer Militär-Bildungseinrichtung dem Audiodienst der Nachrichtenagentur dpa. "Zu dem steht auch die Innere Führung."
Die Grenze des Zumutbaren sei dabei "manchmal sehr schwer zu finden". "Bei welchem Wetter geht man nun in die Rahen, und bei welchem Wetter geht man nicht - das sieht der eine so und der andere so", sagte Morbe, der Heeresoffizier ist und Wert darauf legte, sich allgemein und nicht speziell zur Marine zu äußern. "Es muss eine militärische Notwendigkeit vorhanden sein, es muss eine Sinnhaftigkeit vorhanden sein. Drill um des Drills willen, lehnen wir ab."
Bei der von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) angekündigten Überprüfung der gesamten Bundeswehr auch auf fragwürdige Rituale erwartet Morbe neben positiven auch negative Ergebnisse. Es würden voraussichtlich auch Leute gefunden, die sich hart am Rande des guten Geschmacks und vielleicht sogar der Verletzung von Strafgesetzen und Gesetzen der Bundeswehr bewegten. "Die Grenze ist dort, wo es gegen die Würde des Soldaten geht", sagte Morbe. Er wies auf das Verabreichen von Getränken hin, die "für die menschliche Verkostung ungeeignet" sind.
Der Oberst erinnerte auch daran, "dass man als Anfänger in einem Beruf natürlich immer weit unten steht, was Mitsprache, was Können angeht, das ergibt sich zwangsweise so".