Die Regierung würde nach diesem Modell zusätzliche Laufzeiten in Strommengen umrechnen, die die Betreiber dann in kleinen Portionen ersteigern müssten. "Das ist ein interessanter Vorschlag, der eine ernsthafte Prüfung verdient", sagte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) der FTD.
Damit liegt eine marktwirtschaftliche Lösung für die Abschöpfung der Zusatzgewinne aus längeren Atomlaufzeiten auf dem Tisch. Ein intransparenter Deal, bei dem Regierung und Betreiber Geld gegen Laufzeiten tauschen, würde so vermieden. Umweltminister Röttgen hatte schon früh vor dem Verdacht einer "Deal-Politik" gewarnt. Aus der Atomwirtschaft hieß es, die Idee gehe in die falsche Richtung, weil die Kosten der Laufzeitverlängerung so schwerer zu berechnen seien. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) schätzt den Wert einer Laufzeitverlängerung von acht Jahren für alle deutschen Atomkraftwerke auf 56 Milliarden Euro.
Reststrommengen am richtigen Ort
Bereits beim Atomausstieg im Jahr 2000 hatte die Regierung den Kraftwerken Reststrommengen zugeteilt. Die Betreiber mussten dafür nichts bezahlen. Bei einer Auktion müssten sie dagegen Lizenzen für jede zusätzliche Terawattstunde ersteigern.
Der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), sagte der FTD: "Ich kann mir eine Auktionierung gut vorstellen. Alles, was wir sonst machen würden, wäre ein Deal und damit angreifbar." Auch energiepolitisch wäre eine Auktion effizienter, sagte Bareiß. "Die Reststrommengen landen mit der Versteigerung dort, wo sie am meisten gebraucht werden." So dürften sich süddeutsche Kraftwerksbetreiber den Extrastrom mehr kosten lassen als die im Norden, die den dort üppig vorhandenen Windstrom vorrangig ins Netz einspeisen müssen.
Kein Ausstieg mit Auktion
Auch der Energiekoordinator der FDP-Fraktion Horst Meierhofer äußerte "große Sympathien" für eine Auktion. "Das ist eine gute Idee, weil sie eine wettbewerbliche Lösung ermöglicht." Der Vorteil sei, dass nicht Politiker entschieden, wie viel längere Laufzeiten für welches Kraftwerk wert seien. "Es weiß doch keiner von uns, wie viel Gewinn ein Atomkraftwerk pro Tag bringt", sagte Meierhofer der FTD.
In einer Studie von März argumentieren die Forscher vom RWI mit der "Informationsasymmetrie" zwischen Politik und Wirtschaft. Allein die Kraftwerksbetreiber wüssten, was die Laufzeitverlängerung "aus betriebswirtschaftlicher Sicht wirklich wert wäre". Einer Einigung auf dem Verhandlungsweg sei der "schale Beigeschmack von Kungelei und Vetternwirtschaft" daher kaum zu nehmen. SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber kritisierte, dass es bei einer Auktion kein Enddatum für den Ausstieg gebe. Zudem sei fraglich, ob man später Sicherheitsauflagen verhängen könne, wenn Betreiber vorher für ihre Betriebserlaubnis bezahlt hätten.