In der Debatte um die Nachfolge der zurückgetretenen Vorsitzenden Margot Käßmann gibt es im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine klare Präferenz für Nikolaus Schneider, den Präses der rheinischen Kirche. Nach einer zweitägigen Sitzung des EKD-Rates in Tutzing am Starnberger See nannten sowohl Bayerns Landesbischof Joachim Friedrich als auch Katrin Göring-Eckardt, Präses der EKD-Synode, am Samstag den 62 Jahre alten Schneider als ihren Wunschkandidaten. Auch andere in dem Gremium hätten sich entsprechend geäußert, sagte Göring-Eckardt. Die Synode - das ist das Kirchenparlament - werde in Hannover im November aber völlig frei über die Nachfolge entscheiden.
Käßmann war am Mittwoch nach einer Alkoholfahrt als Chefin der Evangelischen Kirche in Deutschland und hannoversche Bischöfin zurückgetreten. Schneider ist als ihr bisheriger Vize bis zur Synode kommissarischer EKD-Ratsvorsitzender. Er selbst zeigte sich offen für eine Kandidatur im Herbst, betonte aber, dass er sich diese Frage bis zur Synode offenhalten wolle. "Ich sage nicht: Nein, auf gar keinen Fall. Diese Offenheit ist da", sagte Schneider. Aber eigentlich habe seine Lebensplanung bisher anders ausgesehen.
Nicht drei EKD-Vorsitzende binnen eines Jahres
"Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Nikolaus Schneider über den Herbst hinausreichte", sagte Göring-Eckardt. Sie hob seine profilierte Art, seine sozialethische Kompetenz und seine "außerordentlich große Herzenswärme" hervor. Schneider stehe für eine Kirche, die nahe bei den Menschen sei und ihre Sprache spreche. Und er verkörpere ebenso eine Kirche, die sensibel für Schwache und Gefährdete sei.
Friedrich begründete sein Votum für Kontinuität mit Schneider damit, dass er persönlich es überhaupt nicht gut finde, wenn es binnen eines Jahres gleich drei EKD-Ratsvorsitzende gebe. Friedrich und Göring-Eckardt betonten, dass mit der Nennung dieser Präferenzen niemand der Synoden-Entscheidung vorgreifen wolle.