Referendum in Hamburg Ärger über Nein zu Olympia? Beim nächsten Mal hingehen!

Die Stimmung am Tag danach legt nahe, dass eine Mehrheit der Hamburger eine Bewerbung um Olympia 2024 doch unterstützt. Dagegen steht das Nein im Referendum. Wer sich darüber ärgert, sollte für kommende Wahlen seine Lehre ziehen.

Zu den Verlierern des Hamburger Olympia-Referendums gehört auch die Forschungsgruppe Wahlen. Die Demoskopen, die für das ZDF politische Wahlen ansonsten recht zuverlässig hochrechnen, lagen am Sonntagabend satt daneben: 56 Prozent Zustimmung hatten sie in einer Telefonumfrage ermittelt. Mit dem tatsächlichen Ergebnis, das sich während des gesamten Abends schließlich abzeichnete, hatte das rein gar nichts zu tun.

Und dennoch ist die Umfrage höchst aufschlussreich - wenn auch ungewollt. Die Mannheimer Demoskopen hatten am Sonntag 3800 Hamburger befragt. Doch wie sie selbst angeben, holten sie dabei lediglich die Meinung von "zufällig ausgewählten Abstimmungsberechtigten" ein statt eine Wahltagsbefragung - auch als Exit Poll bekannt - durchzuführen, bei der die Wähler nach dem Verlassen des Wahllokals befragt werden, wie sie tatsächlich abgestimmt haben. Wie sich zeigte, war das ein gravierender methodischer Fehler, den die Wahlforscher auch nicht beschönigen wollen. Und doch könnte diese Zahl - jene 56 Prozent - mehr über die tatsächliche Olympia-Stimmung unter den Hamburgern aussagen als der Bürgerentscheid - trotz der vergleichsweise guten Beteiligung von 50 Prozent der Abstimmungsberechtigten.

Es kommt eben doch auf jede Stimme an

Zugegeben, es ist nur ein Stimmungsbild in der Hansestadt, das am Tag danach für diese These zu sprechen scheint. Nicht nur Olympia-Befürworter aus Politik und Sport äußerten sich überrascht über das Nein, auch Vertreter der NOlympia-Initiative hatten bestenfalls mit einer ehrenwerten, knappen Niederlage gerechnet. Ein Erklärungsversuch lautet, dass sich angesichts der durch diverse Sport-Skandale bestimmten Stimmung in der Stadt, die Befürworter von Olympia an der Elbe nicht mehr ausreichend mobilisieren ließen. Und tatsächlich hörte man so manchen Hamburger am Montag sagen, dass er eigentlich für Olympia sei, sich aber am Bürgerentscheid nicht beteiligt habe.

Die Legitimation des Referendums schränkt das in keiner Weise ein. Wer das Volk, den demokratischen Souverän, befragt, der hat das Ergebnis dieser Befragung selbstverständlich zu akzeptieren. Wer sich nun aber - wie so mancher Hamburger - über das Olympia-Aus ärgert, der Abstimmung jedoch ferngeblieben ist, der sollte seine Schlussfolgerung ziehen: Wenn ich "Feuer und Flamme" (so Hamburgs Olympia-Slogan) für eine Sache bin, dann gebe ich auch meine Stimme ab. Nur 21.000 Nein-Kreuzchen mehr machten am Sonntag den Unterschied. Deutlicher kann kaum werden: Es kommt in der Demokratie eben doch auf jede Stimme an. Die Lehre daraus kann nur lauten, bei der nächsten Wahl wieder hinzugehen.