Goethe war sogar radikaler als die Fürther Landrätin: Nicht nach sieben, sondern schon nach fünf Jahren sollte die Ehe beendet werden, wenn einer der beiden nicht mehr zufrieden wäre. Seine aufregenden Gedankenspiele notierte er 1809 in den "Wahlverwandtschaften":
"Eine jede Ehe solle nur auf fünf Jahre geschlossen werden. Es ist dies eine schöne, ungerade, heilige Zahl und ein solcher Zeitraum eben hinreichend, um sich kennenzulernen, einige Kinder heranzubringen, sich zu entzweien und, was das Schönste ist, sich wieder zu versöhnen." Goethes Hintergedanken sind ganz andere als die der Dame Pauli. Es geht ihm nicht darum, sich schnell wieder eine(n) Neue(n) zu suchen, sondern ganz im Gegenteil darum, die Ehe zu erhalten und zu beleben. Das liest sich dann so:
"Wie glücklich würde die erste Zeit verstreichen! Zwei, drei Jahre wenigstens gingen vergnüglich hin. Dann würde doch wohl dem einen Teil daran gelegen sein, das Verhältnis länger dauern zu sehen, die Gefälligkeit würde wachsen, je mehr man sich dem Termin der Aufkündigung näherte. Der gleichgültige, ja selbst der unzufriedene Teil würde durch ein solches Betragen begütigt und eingenommen. Man vergäße, wie man in guter Gesellschaft die Stunden vergisst, dass die Zeit verfließe, und fände sich aufs angenehmste überrascht, wenn man nach verlaufenem Termin erst bemerkte, dass er schon stillschweigend verlängert sei." Na, wenn das kein kluger, moderner Vorschlag ist. Bleibt nur der Appell an Gabriele Pauli, Edmund Stoiber und Co, Goethes "Wahlverwandschaften" zu lesen!