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Porträt des Platzeck-Nachfolgers Woidke ist neuer Ministerpräsident von Brandenburg

Der Wechsel in Brandenburg ist vollzogen. Dietmar Woidke hat die Nachfolge seines populären Parteifreunds Matthias Platzeck angetreten. Damit kommt ein neuer Typ von Ministerpräsident an die Spitze.

Er war der Wunschkandidat des bisherigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck - und offensichtlich auch vieler Abgeordneter. Bei der Wahl zu Brandenburgs neuem Landeschef hat Dietmar Woidke am Mittwoch 59 von 87 abgegebenen Stimmen erhalten - und damit wohl auch welche aus den Reihen anderer Fraktionen, als der rot-roten Koalition.

Der 51-Jährige nahm die Wahl mit einem Lächeln, aber auch mit belegter Stimme an. Sein großer Respekt vor dem neuen Amt blieb deutlich. "Vor allem, wenn die Vorgänger Platzeck und Manfred Stolpe heißen", gab Woidke - noch im Amt des Innenministers - vor wenigen Tagen zu. Bei der Ernennung seines Kabinetts sprach er sich dann wohl auch selbst etwas Mut zu: "Ich wünsche allen für die Arbeit Gottes Segen und viel Kraft."

Das Innenressort hat der 51-jährige SPD-Politiker nur ungern verlassen: "Mir ist vieles ans Herz gewachsen. Die Polizei, die Feuerwehren, das Team." Sein Abschied von den rund 8500 Polizisten im Land fiel bewegend aus, auch Tränen flossen.

Der "fröhliche Evangele"

Die Nachricht des Regierungswechsels hatte Woidke eiskalt erwischt - im Urlaub, auf einem Kreuzfahrtschiff in Norwegen: Regierungschef Platzeck trat aus gesundheitlichen Gründen zurück und wollte ihn als Nachfolger an der Spitze der Landesregierung und der Partei. Mehrfach habe er in den vergangenen Wochen versucht, Platzeck umzustimmen, sagte Woidke dazu. "Vergeblich, wie man sieht." Der promovierte Agrarwissenschaftler gilt als sachlich, wirkt auf den ersten Blick etwas spröde. Doch der "fröhliche Evangele", wie er sich selbst manchmal nennt, geht auf die Menschen zu und sucht das Gespräch - wie beim jüngsten Hochwasser.

Als Woidke im Oktober 2010 die Nachfolge von Platzeck-Freund Rainer Speer antrat, sorgte die umstrittene Polizeireform für hitzige Diskussionen. Im Gegensatz zu dem oft knurrigen Vorgänger, der unter anderem wegen einer Unterhaltsaffäre zurücktrat, konnte er in seiner knapp dreijährigen Amtszeit das Vertrauen der Beamten gewinnen.

Von rot-roter Koalition anfangs nicht überzeugt

Woidke hat einen steilen, manchmal auch steinigen Aufstieg hinter sich. Nach der Landtagswahl 2009 hatte es für den vorherigen Umweltminister, der seit 20 Jahren in der SPD ist, zunächst keinen Ministerposten mehr gegeben. Seine anfangs kritische Haltung zur Bildung einer rot-roten Landesregierung soll dazu beigetragen haben, hieß es. Der Politiker wurde Chef der SPD-Landtagsfraktion - und trug dort wesentlich zur Geschlossenheit von Rot-Rot bei.

Inzwischen stellt Woidke der Koalition ein gutes Zeugnis aus. "Ich habe damals nicht für möglich gehalten, dass wir mit der Linken so schnell ein Vertrauensverhältnis aufbauen würden", räumte er in einem Interview mit der "Lausitzer Rundschau" ein.

Woidke ist in den vergangenen Jahren zunehmend Platzecks Vertrauter geworden. Als dessen Wunschkandidat wurde er am Montag Nachfolger als SPD-Landesvorsitzender: Auf einem Sonderparteitag in Potsdam stimmten 115 Delegierte für Woidke, eine Zustimmung von gut 95 Prozent. Die erste Bewährungsprobe hatte er damit souverän bestanden. Auch für Platzecks Sitz im SPD-Bundesvorstand will Woidke kandidieren.

Jogger und Rockmusik-Fan, aber nicht BER-Aufsichtsrat

Platzecks Posten als Aufsichtsrat des künftigen #link;http://www.stern.de/lifestyle/hauptstadtflughafen-91233592t.html;Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg# will Woidke allerdings nicht übernehmen. Kritiker kreiden ihm das an. Kaum ein Thema in der Region ist so umstritten wie der neue Flughafen, für den es noch immer keinen Eröffnungstermin gibt. Und in Brandenburg, wo im kommenden Jahr ein neuer Landtag gewählt wird, wohnen die meisten Gegner des Milliardenprojektes.

Einem Umzug der Familie in die Landeshauptstadt erteilt der begeisterte Jogger und Rockmusik-Fan ebenfalls eine Absage. Familienwohnsitz bleibt Forst (Kreis Spree-Neiße) an der deutsch-polnischen Grenze - auch um den Trubel fernzuhalten. Der gebürtige Lausitzer behält seine Zweitwohnung in Potsdam-Babelsberg - und nutzt Autofahrten wie bislang zum Aktenstudium.

juho/Marion van der Kraats, DPA DPA

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