Porträts Die Spitzenkandidaten in Brandenburg

SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck und sein Innenminister, der CDU-Landesvorsitzende Jörg Schönbohm, kämpften bis zum Schluss um jede Stimme. Der Ausgang der Landtagswahl in Brandenburg ist völlig offen.

Am 19. September 2004 wird im Bundesland Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Die Spitzenkandidaten der etablierten Parteien im Überblick.

Matthias Platzeck (SPD)

Die Rolle des Retters in der Not scheint Matthias Platzecks Schicksal zu sein. Bei der Landtagswahl am 19. September droht der SPD eine herbe Schlappe, die wohl nur der populäre Regierungschef (50) in Grenzen halten oder gar abwenden kann. 1998 hatte er vom Umweltminister zum Oberbürgermeister Potsdams "umgesattelt", um dort die Machtübernahme der PDS abzuwenden. Zwei Jahre später wurde er Landesvorsitzender und einte die SPD-Führung. Seit 2002 ist er Ministerpräsident und hielt die Koalition mit der CDU trotz etlicher Krisen zusammen. Sollte er mit einer Wiederwahl die Trendwende für die bundesweit kriselnde SPD schaffen, würde er sich für noch höhere Aufgaben empfehlen.

Jörg Schönbohm CDU)

Nach fünf Jahren großer Koalition will es Brandenburgs CDU-Chef Jörg Schönbohm wissen: Der am 2. September 67 Jahre alt gewordene Ex- General meldet Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten an. Als Landesvorsitzender führte der frühere Berliner Innensenator die zerstrittenen märkischen Christdemokraten zur Geschlossenheit. In der seit 1999 regierenden großen Koalition zeichnete er für Kommunal- und Polizeireform verantwortlich. Da der bekennende Wertkonservative sein Herz oft auf der Zunge trägt, blieben Spannungen mit der SPD nicht aus. Für Schönbohm gibt es aber zur Fortsetzung der großen Koalition keine Alternative - trotz schlechter Umfragewerte von jüngst nur noch 23 Prozent.

Dagmar Enkelmann (PDS)

Zwischen den vielen Wahlplakaten mit Männerköpfen fällt ihr Konterfei unweigerlich ins Auge: Dagmar Enkelmann. Mal lachend, mal ernst wirbt die einstige "Miss Bundestag" als Spitzenkandidatin für die PDS. Die Mutter dreier Kinder gehört seit 1999 dem Potsdamer Landtag an und profilierte sich dort vor allem in Umwelt- und Kommunalpolitik. Die ehemalige Geschichtslehrerin tritt für soziale Gerechtigkeit ein und wendet sich scharf gegen die gerade im Osten unpopuläre Hartz-IV-Arbeitsmarktreform. Im Falle eines Wahlsieges will sie Brandenburgs erste Ministerpräsidentin werden, allerdings fehlt es ihr wohl an einem Koalitionspartner für dieses Vorhaben.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Cornelia Behm und Wolfgang Wieland (Bündnis 90/Die Grünen)

Bündnis 90/Die Grünen schicken für die Landtagswahl ein Spitzenduo ins Rennen: die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Cornelia Behm und Berlins früheren Justizsenator Wolfgang Wieland. Auch wenn beide gleichberechtigt auf Plakaten um Stimmen werben, ist doch der 56-jährige Kreuzberger mit seiner geschliffenen Rhetorik das Zugpferd (Slogan: "Wieland in Sicht"). Er reibt sich bevorzugt an CDU- Innenminister Jörg Schönbohm, dem er die schärfste "Law-and- Order- Politik nördlich Bayerns" vorwirft.

Heinz Lanfermann (FDP)

Erst seit April 2003 ist Heinz Lanfermann Vorsitzender der brandenburgischen FDP, die um den Einzug in den Landtag bangen muss. Immerhin gelang es dem 54-jährigen früheren Duisburger Richter und Staatssekretär im Bundesjustizministerium, die Präsenz der Liberalen deutlich zu steigern. Auf ihren Wahlplakaten empfiehlt sich die FDP mit Lanfermann als "Neue Kraft".

DPA
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