Regierungsbericht Jede dritte Frau wird Opfer von Gewalt

37 Prozent der Frauen in Deutschland werden mindestens ein Mal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Das teilte Bundesfamilienministerin von der Leyen mit. Sie legte vor diesem Hintergrund einen Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen vor.

Die Bundesregierung will Gewalt gegen Frauen stärker bekämpfen. Familienministerin Ursula von der Leyen präsentierte in Berlin einen Aktionsplan. Er bündelt 133 Maßnahmen gegen jegliche Form von Übergriffen - häusliche Gewalt ebenso wie sexuelle Übergriffe, Stalking, Frauenhandel, Zwangsverheiratung oder Genitalverstümmelung. "Gewalt gegen Frauen ist kein Randproblem, sondern ist etwas, das mitten unter uns und auch täglich geschieht", sagte die CDU-Politikerin. Daher müssten die Hilfsangebote für die Opfer ausgebaut und vernetzt werden, staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen stärker kooperieren.

Für die Kinder wird Gewalt zur Selbstverständlichkeit

Gewalt werde meist ausgeübt, um eigene Schwäche zu kaschieren, führte die Ministerin aus. Im häuslichen Bereich seien vor allem Frauen und Kinder betroffen. Diese litten ihr Leben lang darunter. "Die Gewalt, die sie erfahren, gesehen und selber gespürt haben, hinterlässt tiefe Spuren." Oft würden die Kinder später selbst zu Tätern, da sie Gewalt als etwas Selbstverständliches erführen. Mit dem Aktionsplan hatte sich zuvor das Kabinett beschäftigt.

Laut von der Leyen werden 37 Prozent aller Frauen zwischen 16 und 85 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt oder Übergriffen. Jede siebte Frau habe seit ihrem 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt in strafrechtlich relevanter Form erlebt. Jede vierte Frau erlebe Gewalt durch ihren Partner, wobei das Risiko in Trennungsphasen besonders hoch sei.

Auch Kinder werden körperlich angegriffen

In Befragungen hätten 60 Prozent der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen zudem angegeben, dass Kinder die Ausfälle des Partners hätten mit anhören müssen. In 50 Prozent der Fälle hätten Söhne oder Töchter die Gewalt ansehen müssen, in jedem zehnten Fall seien auch die Kinder körperlich angegriffen worden.

Schwerpunkte künftiger Aktivitäten sollen von der Leyen zufolge der Schutz von Migrantinnen, eine bessere Prävention und die Sensibilisierung von Ärzten für solche Vorkommnisse sein.

Leyen sieht positive Ansätze im Kampf gegen häusliche Gewalt

Die Kampagne der Regierung gegen häusliche Gewalt trägt aus Sicht der Familienministerin erste Früchte. "Solche Verhaltensweisen ändern sich relativ langsam, aber sie verändern sich stetig", sagte die CDU-Politikerin. Sie verwies darauf, dass Schläge gegen Kinder und Frauen eben nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert seien. Grundlage des "Aktionsplan II der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen" ist ein erster Aktionsplan von 1999.

AP · DPA · Reuters
Reuters/DPA/AP