Mit klaren und eindeutigen Worten hat Co-Grünen-Chef Robert Habeck deutlich gemacht, wie kritisch seiner Auffassung nach die Klima-Situation schon heute ist. Seine Äußerungen in der ARD-Sendung "Maischberger" am späten Mittwochabend verbreiten sich allmählich über die sozialen Medien – nicht selten mit dem Zusatz, dass endlich ein Politiker ungeschminkt sage, was mit den Klimaveränderungen auf uns und unsere Gesellschaften zu kommt.
Auf die Frage der Moderatorin, wann sich Klimaschutzmaßnahmen so bemerkbar machten, dass sich das Wetter in Deutschland spürbar wieder ändere, hatte Habeck eine klare Antwort: Das werde "leider nie passieren, im Gegenteil: Es bleibt nicht so, es wird krasser werden." Das CO2 (Kohlendioxid) sei bereits ausgestoßen, es handele sich um träge Systeme, die Meere als große CO2-Speicher erwärmten sich langsam, das CO2 gehe in die Atmosphäre, erläuterte der Parteichef.
Zwischen sintflutartigen Schauern und flammenden Wäldern: Bilder des Sommers 2021

Robert Habeck: Reden nur noch davon, katastrophale Zustände zu verhindern
Und dann wird Habeck noch deutlicher: "Wir reden nicht darüber, dass es keinen Klimawandel gibt, das ist ausgeschlossen. Wir reden einzig und allein darüber, und da wird die Dringlichkeit deutlich, dass die Erderwärmung so verlangsamt und so eingebremst wird, dass wir uns als Menschen anpassen können, dass wir in der Lage sind, unsere Städte, unser Leben so zu schützen, dass wir nicht katastrophale Zustände erleben".
Maischberger scheint erstaunt: "Das heißt in der besten aller Welten bleibt es so wie es in diesem Jahr ist?" Doch Habeck widerspricht auch da: "Das ist noch nicht die beste aller Welten. Es wird wärmer werden. Es ist ausgeschlossen, dass es so bleibt, wie es ist. Dafür ist einfach schon zu viel passiert." Die beste aller Welten bedeute vielmehr, "wir machen so viel richtig", dass der Kipp-Punkt bei 2,0 oder 1,5 Grad nicht überschritten werde. "Weil wir danach nicht von 2,1 oder 2 Grad reden, sondern dann tatsächlich Methan aus den Permafrostböden freigesetzt würde, die Moore auftauen und dadurch auf einmal drei, vier oder mehr Grad die Erderwärmung ausmachen. Und dann ist tatsächlich 'Holland in Not'".
"Hätte nicht gedacht, dass ein Politiker das mal so klar auf den Punkt bringt"
In den sozialen Medien fanden die Äußerungen Habecks großen Widerhall. "Während Maischberger noch auf besseres Wetter hofft, redet Habeck Tacheles" heißt es in einem der Tweets, die die offenen Worte des Grünen-Politikers loben. "Hätte nicht gedacht, dass ein Politiker das mal so klar auf den Punkt bringt", so WWF-Vorstand Martin Bethke auf Twitter. Erstaunen herrschte in etlichen Tweets angesichts der Fragestellung, nach der offenbar die Vorstellung herrscht, dass mit konsequent umgesetzten Klima-Maßnahmen sich das Wetter in Deutschland in absehbarer Zeit wieder normalisieren werde. "Hoffentlich hat Maischberger die Frage bewusst so gestellt, um Zuschauende abzuholen. Ansonsten wäre das Niveau unterirdisch. So oder so braucht es eine viel bessere Kommunikation zur Klimakrise." Und: "Was mich daran schockiert: 1) Dass Habeck das erklären muss. 2021. Dass Maischberger überrascht wirkt. 2) Dass nicht alle Politiker:innen und Journalist:innen, die um die Dringlichkeit wissen, das an jeder erdenklichen Stelle ähnlich klar sagen."
Bei aller Wirkung, die der Grünen-Co-Chef bei vielen mit seinen Äußerungen erzielte, zeigte sich auch diesmal längst nicht jeder überzeugt. Ein Tweet fasst diese Haltung zusammen: "Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel, deshalb lässt er sich auch nicht aufhalten! Klimawandel ist ein natürliches Naturphänomen, das schon immer stattgefunden hat ..."