Der von der Bundesregierung eingesetzte runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch will zügig zu konkreten Ergebnissen kommen. Die Unterarbeitsgruppen sollen im Mai mit ihrer Arbeit beginnen - Ende des Jahres soll ein Zwischenergebnis vorliegen. Das erklärten die Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz), nach der konstituierenden Sitzung am Freitag.
Das Thema Entschädigung für die Opfer wird nach Einschätzung von Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger besonders schwierig werden. "Da wird es bestimmt spannende Auseinandersetzungen geben und unterschiedliche Interessen", sagte sie. Die erste Sitzung des runden Tisches sei aber ermutigend gewesen.
Besonders konzipierte Bewerbungsgespräche?
Schröder sagte, es würden Selbstverpflichtungen für Institutionen diskutiert, in denen eine besondere Nähe zwischen Erwachsenen und Kindern bestehe. Beispielsweise könne sexueller Missbrauch bereits in Bewerbungsgesprächen thematisiert werden. Man wisse, dass dies potenzielle Täter abschrecken könne. Staatliche Förderungen könnten dann an diese Selbstverpflichtungen gebunden sein.
Neben den bereits bekannten Arbeitsgruppen mit den Themen Prävention und juristische Konsequenzen wird eine dritte Untergruppe des runden Tisches eingerichtet. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Forschung und Lehre. Ministerin Schavan erklärte, es solle untersucht werden, ob das Thema sexueller Missbrauch in der Ausbildung von Medizinern und Lehrern stärker verankert werden müsse.
Mehrheit für Aufhebung der Verjährungsfrist
Unterdessen hat sich die Mehrheit der Deutschen in einer Umfrage für eine Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch von Kindern ausgesprochen. In Ostdeutschland lag die Zustimmung mit 90 Prozent noch etwas höher als im Westen mit 86 Prozent. Auch waren Frauen häufiger dafür als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Deutschen Kinderhilfe in Auftrag gegeben Infratest-Umfrage, wie die "Welt" berichtet. Die Deutsche Kinderhilfe fordert bereits seit Längerem die Verlängerung beziehungsweise Abschaffung der Verjährungsfristen bei Kindesmissbrauch.