Hessens «Mutter Courage» oder gar «Jeanne dArc der FDP» wird Ruth Wagner bisweilen genannt. Streitlustig, energisch und ausgesprochen stur kann die hessische Liberalen-Chefin und Wissenschaftsministerin sein, wenn es um «ihre» Museen, Theater und Hochschulen geht. Und genauso hartnäckig steht die 62-Jährige an der Seite von Ministerpräsident Roland Koch (CDU).
Fortsetzung von Schwarz-Gelb
In der CDU-Schwarzgeldaffäre hat sie ihm gegen alle Angriffe und ungebetenen Ratschläge von außen, auch von der Bundes-FDP, die Koalitionstreue gehalten. Als Koch Ende vergangenen Jahres mit seinem Judenstern-Vergleich internationale Empörung hervorrief, ließ Wagner es bei einer öffentlichen Distanzierung bewenden. An ihren Plänen für die Fortsetzung von Schwarz-Gelb änderte sich nichts.
Bildung, Kunst und Kultur sind die großen Themen der allein lebenden Vollblutpolitikerin, die vor ihrer Karriere acht Jahre lang als Deutsch-Lehrerin am Gymnasium gearbeitet hat. Seit 1978 gehört die Darmstädterin dem Landtag an - mit einjähriger Unterbrechung 1982/83.
Nach dem äußersten knappen Sieg von CDU und FDP bei der Landtagswahl 1999 mit 5,1 Prozent für die Liberalen forderte Wagner als Ministerin sofort nachdrücklich mehr Geld für Kunst und Kultur. «Sie lässt einfach nicht locker», stöhnen auch manche Kollegen hinter vorgehaltener Hand. Rund 33 Millionen Euro zusätzlich erkämpfte Wagner seit der Regierungsübernahme für ihr Ressort - trotz massiver Haushaltsprobleme seit 2001.
Bildungsgutscheine für Langzeitstudenten
Besonders stolz ist sie auf die 2002 verabschiedete hessische Hochschulreform, die den Hochschulen mehr Eigenständigkeit und eine leistungsorientiertere Finanzierung bringen soll. In der neuen Wahlperiode will Wagner Langzeitstudenten mit Bildungsgutscheinen zur Kasse bitten und die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre anpacken.
In ihrer Freizeit malt Wagner mit von Fachleuten anerkanntem Talent. Zarte Pastelltöne sind dabei ihre Sache nicht: Die Künstlerin liebt kräftige Farben und den satten Pinselstrich - wie in der Politik, wenn sie im Wiesbadener Landtag bisweilen deftig gegen die Konkurrenz vom Leder zieht.