Bei der Wahl zum sächsischen Ministerpräsidenten hat der Landtag in Dresden dem bisherigen Amtsinhaber Georg Milbradt einen Denkzettel verpasst. Erst im zweiten Wahlgang bestimmten die Abgeordneten am Mittwoch den 59-jährigen CDU-Politiker für weitere fünf Jahre zum Regierungschef. Mindestens sechs Abgeordnete aus der Koalition von CDU und SPD verweigerten Milbradt die Zustimmung. Dagegen erhielt Gegenkandidat Uwe Leichsenring von der NPD jeweils zwei Stimmen mehr, als die rechtsextremistische Fraktion Mandate im Landtag hat.
In beiden Wahlgängen stimmten 62 Landtagsabgeordnete für Milbradt und 14 für Leichsenring, obwohl CDU und SPD gemeinsam 68 Mandate haben und die NPD nur zwölf. Im ersten Durchgang hätte Milbradt eine Mehrheit von 63 der insgesamt 124 Abgeordnetenstimmen benötigt. Im zweiten, in dem sich neun Abgeordnete enthielten und 37 Stimmen ungültig waren, reichte die einfache Mehrheit. 31 Abgeordnete kommen von der PDS, 7 von der FDP und 6 von den Grünen.
Am Montag hatten Milbradt und SPD-Landeschef Thomas Jurk den ersten Koalitionsvertrag in der Geschichte des Freistaates nach 14 Jahren CDU-Alleinregierung unterzeichnet. Das Regierungsbündnis war notwendig geworden, nachdem die CDU bei der Landtagswahl im September ihre absolute Mehrheit verloren hatte.
Milbradt gehörte seit Gründung des Freistaates Sachsen im Jahre 1990 dem Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf an. Er war Finanzminister bis Anfang 2001. Bundesweit bekannt wurde er, als er im Jahre 2001 von Biedenkopf als Finanzminister entlassen wurde. Biedenkopf hatte ihn damals als guten Kassenwart, aber schlechten Politiker bezeichnet. Im Herbst 2001 gewann Milbradt einen parteiinternen Machtkampf um das Amt des CDU-Landesvorsitzenden gegen den Umwelt- und Landwirtschaftsminister Steffen Flath.