Der ehemalige Vizekanzler wird im September seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter wieder in vollem Umfang aufnehmen: Dies meldet die "Rheinische Post" unter Berufung auf die SPD-Bundestagsfraktion. Müntefering war am 13. November überraschend von seinen Ämtern als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister der Großen Koalition zurückgetreten, um seine schwer krebskranke Frau Ankepetra zu betreuen. Sie starb Ende Juli.
Erst am Donnerstag hatte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärt, Müntefering fehle der SPD. Müntefering sei zunehmend unzufrieden mit der Entwicklung der SPD, berichtete die Zeitung. Mit seiner Rückkehr verbinde sich in Teilen der Sozialdemokratie die Hoffnung auf ein stärkeres Eingreifen des 68-Jährigen bei der Bewältigung der derzeitigen Führungskrise der Partei.
Politiker von rechts bis links freuen sich
Demnach setzen SPD-Spitzenpolitiker von rechts bis links wieder auf Müntefering. So sagte der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend, er sei froh, dass Müntefering wieder nach Berlin komme. "Gerade in diesen für die SPD schwierigen Zeiten können wir einen erfahrenen Fahrensmann wie ihn bestens gebrauchen." Die Entwicklung in Hessen rücke die SPD weiter an den Rand und nicht in die Mitte der Gesellschaft. "Daran können wir vernünftigerweise kein Interesse haben."
Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, sagte, Müntefering werde "als Urgestein von uns allen geschätzt, er hat viel mit der Seele der Partei zu tun". Zwischen Parteichef Kurt Beck, dem Fraktionsvorsitzenden Peter Struck und ihm werde sich etwas finden, das uns weiter bringt. "Er ist für die Partei eine Integrationsfigur und für viele Wähler einfach unverzichtbar."
Der SPD-Vorsitzende von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, warnte seine Partei davor, Müntefering für neue Spitzenposten ins Gespräch zu bringen. "Der Respekt vor Franz Münteferings Lebensleistung verbietet es, ihn aus taktischen Erwägungen gegen andere Mitglieder der Parteiführung in Position zu bringen", sagte Stegner der "Bild am Sonntag".
Der "Spiegel" meldete derweil, Müntefering sei als Chef der parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung im Gespräch. Eine weitere Amtszeit der seit 2003 amtierenden Stiftungschefin Anke Fuchs stoße bei Genossen in der Parteiführung auf Unbehagen. Der früheren Bundestagsabgeordneten werde vorgeworfen, die Stiftung mit zu wenig Schwung zu führen.
Als Alternativ-Kandidat für die Wahl im Dezember werde von SPD-Linken der frühere Vize-Kanzler Müntefering ins Gespräch gebracht, wohl auch mit dem Hintergedanken, so ein Comeback des Alt-Genossen auf wichtigeren Positionen in der Partei-Führung zu verhindern. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse wird demnach als Kandidat genannt. Er habe intern bereits Interesse bekundet.

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DPA