Die ehemalige Irak-Geisel Susanne Osthoff, 50, hatte lange nach ihrer Freilassung keinen festen Wohnsitz. Ihre Tochter Tarfa, 19, lebt im Internat. "Geburtstage haben wir im Café gefeiert, damit die anderen Kinder nicht merken, dass wir obdachlos sind", sagt die Archäologin. Im stern berichtet sie erstmals gemeinsam mit ihrer Tochter über die Folgen ihrer Geiselhaft. Schuld daran waren Gerüchte, sie hätte ihr Geld selbst kassiert.
Osthoff wurde vor sieben Jahren im Irak entführt. Insgesamt 24 Tage befand sie sich in der Gewalt der Geiselnehmer und wurde schließlich von der Bundesregierung freigekauft. Die Berichterstattung über ihre Freilassung bezeichnete sie später als ihre "mediale Hinrichtung". "Das war einfach absurd. Ich hatte doch nichts verbrochen. Und dann wurde es so hingedreht, als hätte ich mir das Lösegeld geschnappt." Das habe ihr sehr geschadet, ihre berufliche Karriere sei beendet, einstellen wolle sie niemand mehr, sagt Osthoff im stern-Interview.
Das ganze Interview...
... lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des stern.
"Viele denken, ich hätte eine Rabenmutter ..."
Inzwischen lebe sie in einer Ein-Zimmer-Wohnung und habe einen Mini-Job als Hausmeisterin. Sieben Monate im Jahr sei sie in Arabien unterwegs, unter anderem helfe sie syrischen Flüchtlingen in Jordanien.
Erstmals meldet sich auch ihre Tochter Tarfa Bachan zu Wort: "Viele Menschen denken, ich bin verwahrlost aufgewachsen und hätte eine Rabenmutter – weil ich auf ein Internat gehe und meine Mutter häufig auf Reisen ist. Aber das ist Schwachsinn." Irgendwann müsse man doch lernen, allein zu sein, findet die 19-Jährige, die in diesem Jahr ihr Abitur macht. Zu Anlässen, die ihr wichtig sind, sei ihre Mutter immer da. "Das einzige Mal, an dem sie nicht zu meinem Geburtstag kam, war, als sie entführt wurde."