Trauerfeier "Hans Jürgen, Du hast Deine Arbeit gut gemacht"

Als "Ben Wisch" war Hans-Jürgen Wischnewski in die jüngere deutsche Geschichte eingegangen. Während einer Trauerfeier in Köln würdigten zahlreiche Weggefährten das Engagement des verstobenen Politikers.

Als Streiter für Völkerverständigung und international geschätzten Politiker haben Weggefährten in Trauerreden den früheren Kanzleramtsminister Hans-Jürgen Wischnewski gewürdigt. Zu den Trauergästen im Kölner Festsaal Gürzenich zählten auch Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff und der frühere Parteichef Hans-Jochen Vogel, sowie Freunde Wischnewskis aus aller Welt. Der frühere Staatsminister und Bundesminister für wirtschaftlich Zusammenarbeit war am 24. Februar im Alter von 82 Jahren in der Kölner Uniklinik gestorben.

Wischnewski war, obwohl er selbst diese Bezeichnung immer ablehnte, als "Held von Mogadischu" in die jüngere deutsche Geschichte eingegangen. Im Oktober 1977 war er im Auftrag von Helmut Schmidt als Krisenmanager nach Somalia gereist. Ein Palästinenser-Kommando hatte das Lufthansa-Flugzeug "Landshut" nach Mogadischu dirigiert und den Flugkapitän erschossen. Die 91 Geiseln konnten vor allem dank Wischnewskis Vermittlerrolle durch die Anti-Terror-Gruppe GSG 9 befreit werden.

Helmut Schmidt sichtlich bewegt

In seiner Trauerrede ging Altkanzler Helmut Schmidt sichtlich bewegt auch auf diese Zeit ein. Er wolle seinem langjährigen Freund Hans-Jürgen Wischnewski heute das Wort zurückgeben, das er ihm am Montag, dem 18. Oktober 1977, früh um zwölf Minuten nach Mitternacht, aus Ostafrika zugerufen habe: "Die Arbeit ist erledigt." "Hans Jürgen, Deine Arbeit ist erledigt, Du hast Deine Arbeit gut gemacht!", so der Altbundeskanzler.

Ein Leben im Zeichen der Politik

Geboren wurde Hans-Jürgen Wischnewski am 24. Juli 1922 als Sohn eines Beamten in Ostpreußen. Nach dem Krieg war er Metallarbeiter. 1946 wurde er Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Köln. Im selben Jahr trat er in die SPD ein. 1957 war er im Alter von 35 Jahren in den Bundestag eingezogen und wurde später Staatsminister im Auswärtigen Amt und im Kanzleramt sowie Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der ausgewiesene Nahost-Experte hatte sich in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten engagiert um die deutsch-arabischen Beziehungen bemüht. Noch Ende 2004 hatte er an der Beerdigung des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat teilgenommen.

Doch Wischnewski hatte sich während seiner politischen Laufbahn nicht nur einen Namen als Vermittler in Mogadischu gemacht. Wegen seiner guten Nahost-Kontakte erhielt der SPD-Politiker den Spitznamen "Ben Wisch". Helmut Schmidt würdigte auch dieses Engagement für die Verständigung mit der islamischen Welt. So sprach auch der Generaldelegierte der PLO in Deutschland, Abdallah Franghi, sichtlich gerührt über den Politiker, der sich stets für die Belange Israels und der arabischen Welt eingesetzt hatte. "Hans-Jürgen Wischnewski ist heute auch ein Teil unserer Geschichte."

SPD-Parteichef Müntefering lobte ebenfalls Wischnewskis gute Verbindungen in alle Welt. "Er wusste Rat, denn er kannte die Menschen, ihre Fähigkeiten zur Freundschaft und ihren Hang zum Streit, und er kannte die SPD", sagte Müntefering. Wischnewski sei ein Kämpfer für sozialdemokratische Ideen und ein Ausnahmepolitiker gewesen.

Nach einem Gottesdienst in der evangelischen Trinitatiskirche wurde Wischnewski im Beisein hunderter Trauergäste auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt.

AP · DPA
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