Die Spitzen von Staat und Gesellschaft haben Abschied von Altkanzler Helmut Schmidt genommen. Zu den 1800 Gästen in der Kirche St. Michaelis in Hamburg gehörten am Montag unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Weggefährten Schmidts wie Frankreichs Ex-Präsident Valérie Giscard d'Estaing und Henry Kissinger. Der ehemalige US-Außenminister fand bewegende Worte über seinen Freund Schmidt: "Er war eine Art Weltgewissen", sagte Kissinger.
"Zu Helmuts 90. Geburtstag sprach ich die Hoffnung aus, dass er mich überleben werde, weil eine Welt ohne ihn eine sehr, sehr leere wäre. Ich habe mich geirrt. Helmut wird bei uns bleiben. Perfektionistisch, launisch, stets auf der Suche, inspirierend, immer zuverlässig - so wird er uns für den Rest unseres Lebens begleiten", so Kissinger weiter.
Merkel: Helmut Schmidt wird uns allen fehlen
Auch Angela Merkel fasste ihre Trauer in Worte und würdigte Schmidt als "Instanz". "Die Spuren, die er hinterlässt, sind tief", konstatierte sie. "Helmut Schmidt wird uns allen fehlen." Sein Tod erscheine irgendwie unwirklich. "Helmut Schmidts Tod ist für uns alle eine herbe Zäsur."
Schmidt habe sich größten Respekt erworben, sagte Merkel. Sein hohes Ansehen basiere auf seiner Verantwortung und seiner Bereitschaft, sich auch schwierigsten Aufgaben zu stellen. Auch aus der DDR heraus habe sie als gebürtige Hamburgerin das entschlossene Eingreifen Schmidts bei der Sturmflut von 1962 in Hamburg verfolgt.
Merkel sagte, wenn Helmut Schmidt überzeugt gewesen sei, das Richtige zu tun, dann habe er dies getan. "Er war bereit, selbst den höchsten Preis zu zahlen." Er habe sich gegen jede Form blinder Ideologien gewehrt, betonte Merkel. Schmidt habe für die Demokratie gebrannt. Dies habe auch für die Europäische Union gegolten. Merkel beendete ihre Rede mit dem Satz: "Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen."
Pastor: Er bleibt in Erinnerung
Hauptpastor Alexander Röder hatte den kirchlichen Teil des Staatsaktes eingeleitet. Er gedachte Schmidt mit folgenden Worten: "Er ist für sie eine Autorität, ein Vorbild an Gradlinigkeit, Pflichtbewusstsein, Redlichkeit und Mut, Klugheit und Klarheit in seiner Haltung, manchmal auch Kantigkeit und zugleich Bodenständigkeit. So bleibt er in Erinnerung, auch über seinen Tod hinaus."

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) würdigte den am 10. November im Alter von 96 Jahren verstorbenen SPD-Politiker als größten Sohn der Hansestadt. "Wir haben einen Giganten verloren", sagte Scholz. Für ihn sei es derzeit noch kaum vorstellbar, "dass wir künftig gesellschaftliche und politische Debatten ohne ihn werden führen müssen".