Überfall in Potsdam Zweiter Verdächtiger auf freiem Fuß

Fast sieben Wochen nach dem brutalen Angriff auf einen Deutsch-Äthiopier in Potsdam ist auch der zweite Tatverdächtige wieder frei. Der Haftbefehl besteht allerdings weiter. Björn L. muss sich an strenge Auflagen halten.

Das Amtsgericht Potsdam habe den Haftbefehl wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ausgesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam mit. Der 29-Jährige müsse sich aber täglich bei der Polizei melden. Die Staatsanwaltschaft legte Beschwerde gegen die Entscheidung ein. Darüber werde das Landgericht aber erst nach Pfingsten befinden.

Im Gefängnis mit der Tat geprahlt

Nach Angaben des Anwalts des 29-Jährigen handelt es sich aus Sicht der Ermittlungsrichterin bei dem Angriff vom Ostersonntag nicht um eine ausländerfeindliche Tat. "Sie setzte den Haftbefehl außer Vollzug, da die Straferwartung nicht so hoch sei, dass diese einen Fluchtanreiz bieten könnte", sagte Anwalt Veikko Bartel der Nachrichtenagentur DPA. Sein Mandant bestreite nach wie vor jegliche Tatbeteiligung. Der 29-Jährige war erstmals am 23. Mai aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Weil er aber im Gefängnis mit der Tat geprahlt haben soll, wurde er bereits einen Tag später wieder eingesperrt.

Die Staatsanwaltschaft geht laut Sprecher Benedikt Welfens nach wie vor davon aus, dass Fremdenfeindlichkeit bei dem Übergriff zumindest eine Rolle spielte. Ein zweiter, 30 Jahre alter Verdächtiger, ist bereits seit dem 23. Mai auf freiem Fuß. Auch gegen ihn wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Anfangs waren die Ermittler von versuchtem Mord ausgegangen. Das 37 Jahre alte Opfer war bei dem Übergriff lebensgefährlich verletzt worden. Bislang konnte sich der Ingenieur nicht an das Geschehen erinnern.

Zweiaktiges Tatgeschehen

Die Bundesanwaltschaft, die die Ermittlungen zuerst an sich gezogen und dann vor einer Woche, am 26. Mai, mangels Zuständigkeit wieder an Potsdam abgegeben hatte, sprach von einem zweiaktigen Tatgeschehen. Laut Bartel kam es - so gehe aus den Ermittlungen hervor - zunächst nach einer Provokation durch den Deutschen äthiopischer Herkunft zu wechselseitigen Beschimpfungen zwischen dem späteren Opfer und zwei Männern.

Dabei seien Worte wie "Scheiß-Nigger" gefallen. Als die Männer schon vorbeigegangen seien, habe der 37-Jährige versucht, einen zu treten. Daraufhin sei es zu dem folgenschweren Schlag gekommen. Bartel zeigte sich erleichtert über die Entscheidung zur Aussetzung des Haftbefehls. "Wir haben zwar nicht 100-prozentig unser Ziel einer Aufhebung erreicht, sind aber zufrieden mit dem Ergebnis."

DPA
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