Für den stern ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Einstellung der Deutschen zu den Juden und befragte dazu 1301 Bundesbürger und Bundesbürgerinnen (799 in West-, 502 in Ostdeutschland). Forsa befragte am 14. und 15. November 2003. Die Studie wurde 1998 schon einmal durchgeführt, so dass sich Veränderungen in den Einstellungen der Befragten zu Juden und Judentum ablesen lassen.
1) In Deutschland leben etwa 82 Millionen Menschen. Wie viele davon sind Ihrer Ansicht nach jüdische Mitbürger? 2003 1998 weniger als 100.000 11 Prozent (19) 100.000 bis 500.000 11 Prozent (9) 500.000 bis 1 Millionen 9 Prozent (9) 1 Millionen bis 5 Millionen 26 Prozent (22) mehr als 5 Millionen 31 Prozent (8) weiß nicht 12 Prozent (33)
Es sind rund 100.000 Menschen. Die Zahl der Juden in Deutschland wird deutlich überschätzt – und sogar noch deutlicher als 1998 (hier war die meistgenannte Antwort 1 Mio. bis 5 Mio.)
2) Wie viele Menschen in Ihrem Bekanntenkreis sind gegenüber Juden negativ eingestellt? 2003 1998 keiner 59 Prozent (67) wenige 24 Prozent (17) etwa die Hälfte 6 Prozent (4) fast alle 8 Prozent (3) weiß nicht 8 Prozent (9)
3) Wie haben sich die Einstellungen zu den Juden in den letzten Jahren verändert? 2003 1998 positiver 36 Prozent (49) negativer 30 Prozent (15) unverändert 32 Prozent (31) weiß nicht 2 Prozent (5)
1998 war der Anteil derer, die eine positive Entwicklung bei den Einstellungen zu Juden zu sehen glaubten, mit 49 Prozent deutlich größer als 2003.
4) Haben die Juden in der Vergangenheit mehr als andere durchgemacht? 2003 1998 Ja, und ohne eigene Schuld 61 Prozent (66) Ja, aber daran sind sie mitschuldig 19 Prozent (14) Nein, nicht mehr als andere auch 16 Prozent (13) weiß nicht 4 Prozent (7)
5) Sollten wir nach 58 Jahren endlich einen Schlussstrich unter die Diskussion der Judenverfolgung ziehen? 2003 1998 Ja 61 Prozent (63) Nein 31 Prozent (36) Weiß nicht 3 Prozent (6)

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
6) Prozentzahl der Menschen, die den folgenden Äußerungen zustimmen: Viele Juden versuchen aus der Vergangenheit des Nationalsozialismus ihren Vorteil zu ziehen und die Deutschen dafür zahlen zu lassen. 2003: 36 Prozent stimmen zu (1998: 41)
Juden fühlen sich in erster Linie mit Israel verbunden. Sie interessieren sich nur am Rande für die Angelegenheiten des Landes, in dem sie leben. 2003: 35 Prozent stimmen zu (1998: 25)
Macht und Einfluss der Juden in der Geschäftswelt steht in keinem Verhältnis zum Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung. 2003: 33 Prozent stimmen zu (1998: 36)
Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss. 2003: 28 Prozent stimmen zu (1998: 21)
Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihrer Verfolgung nicht ganz unschuldig. 2003: 19 Prozent stimmen zu (1998: 17)
Man kann Juden an ihrem Aussehen erkennen. 2003: 18 Prozent stimmen zu (1998: 18)
Juden haben etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen deshalb nicht zu uns. 2003: 17 Prozent stimmen zu (1998: 18)
Die Juden haben deswegen so viele Schwierigkeiten, weil Gott sie dafür bestraft, dass sie Jesus Christus gekreuzigt haben. 2003: 9 Prozent (1998: 8)
Diese Aussagen ließen die Meinungsforscher des Forsa-Instituts von den Befragten bewerten, um herauszufinden, wie die Stimmung der Deutschen gegenüber Juden derzeit ist. Zusammengefasst kommen sie zu dem Ergebnis, dass 23 Prozent der Deutschen latente bis starke antisemitische Einstellungen haben (1998: 20) - das entspricht jedem fünften Deutschen. Unter den 14- bis 24-Jährigen sind es 13 Prozent (1998: 10), unter den 65-Jährigen und Älteren sind es 40 Prozent (1998: 38).
Mehr im stern: Grafisch ausgewertet finden Sie diese Studie im aktuellen stern (Nr. 48 / 20.11.2003), S. 52
© stern / Forsa