Bei seinem eintägigen Besuch in der polnischen Hauptstadt wird er am Nachmittag zunächst mit Ministerpräsident Marek Belka sprechen. Anschließend will er das Museum zum Warschauer Aufstand besichtigen, an mehreren Gedenkveranstaltungen teilnehmen und Präsident Aleksander Kwasniewski treffen. Am Abend hält Schröder bei einem feierlichen Abschlusskonzert eine Rede.
63 Tage Widerstand
In Polen werden große Erwartungen an den Besuch des Kanzlers gestellt. Vor allem zwei Themen hatten in den vergangenen Monaten zu einer Belastung der deutsch-polnischen Beziehungen geführt: Die Entschädigungsforderungen Vertriebener aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und die Bestrebungen, ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin zu errichten. Beides lehnt die Bundesregierung ab. Belka will dem Kanzler eine Initiative vorschlagen, um die Entschädigungsfrage endgültig zu klären.
Der Warschauer Aufstand gilt als die größte bewaffnete Erhebung in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkriegs. Am 1. August 1944 begann die polnische Heimatarmee Armia Krajowa (AK) mit ihren Angriffen auf deutsche Stellungen. Nach 63 Tagen brach der Aufstand zusammen. Fast 200.000 Tote waren zu beklagen, die meisten davon Zivilisten. Warschau wurde nach dem Aufstand von deutschen Sprengkommandos weitgehend zerstört.