Weisband kritisiert Umgang mit Piraten-Spitze "Immer nur den Vorstand bashen, das geht gar nicht"

Marina Weißband, ehemalige Geschäftsführerin der Piraten, tadelt ihre Mitstreiter: Sie kritisiert ihren Umgang mit der Parteispitze und auch Personalquerelen seien "übermäßig gehypt".

Die frühere politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband, hat den Umgang mit dem Spitzenpersonal in ihrer Partei kritisiert. "Immer nur den Vorstand bashen, das geht gar nicht. Das macht mich sehr wütend", sagte Weisband am Donnerstag "Spiegel Online". Außerdem erklärte sie: "Zu viele Piraten machen das eigene Handeln vom Handeln des Vorstands abhängig. Also das, was wir eigentlich nie wollten". Die Personalquerelen im Bundesvorstand seien zudem "übermäßig gehypt". Sie wehrte sich auch dagegen, die Partei bereits abzuschreiben: "Die Piraten haben in mir und vielen anderen meiner Generation eine Flamme geweckt. Die kriegt man nicht so schnell tot."

Weisbands Nachfolger im Amt des Geschäftsführers, Johannes Ponader, hatte am Mittwoch seinen Rücktritt angekündigt. Er will seinen Posten beim Bundesparteitag Mitte Mai in Neumarkt in der Oberpfalz zur Verfügung stellen. Führende Parteimitglieder hatten dem politischen Geschäftsführer zuletzt Alleingänge und den Bruch von Absprachen vorgeworfen. Mit Parteichef Bernd Schlömer stritt sich Ponader offen über die richtige Wahlkampfstrategie.

"Ich habe die Partei nicht im Stich gelassen"

Weisband verteidigte derweil ihren eigenen Rückzug von dem Amt. "Ich habe die Partei nicht im Stich gelassen. Ich hatte keine andere Wahl, ich konnte körperlich nicht weitermachen", sagte die 25-Jährige. In der kommenden Woche erscheint ihr Buch "Wir nennen es Politik".

Die Psychologie-Studentin wies in dem Interview mit "Spiegel Online" auch Vorwürfe zurück, sie würde sich mit dem Buch vermarkten wollen. "Als ich ein Jahr lang ohne einen Cent siebzig Stunden die Woche für die Partei gearbeitet habe, war das für alle okay", sagte Weisband. Wenn es jetzt einige aufrege, dass sie mit einem Buch Geld verdiene, frage sie sich schon: "Wann genau habe ich eigentlich meine Seele an die Partei verkauft, dass sie mir mein Leben lang vorschreiben kann, was ich tun und lassen darf?"

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kave/AFP/DPA