ZDF-Porträt "Der Mann aus der Pfalz" Kohls Sohn kritisiert "respektlose" Darstellung

Am Dienstag zeigt das ZDF einen aufwändigen Fernsehfilm über Ex-Kanzler Helmut Kohl. Dessen Sohn Walter klagt, seine Mutter werde darin zur "Randfigur" herabgewürdigt und der Vater als "Technokrat der Macht" verkannt. Dabei spart der Film die kritischste Passage in Kohls Leben aus.

Helmut Kohls Sohn Walter hat das ZDF- Porträt "Der Mann aus der Pfalz", das am kommenden Dienstag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, scharf kritisiert. Das Leben seiner Eltern sei verzerrt dargestellt, sagte Walter Kohl dem "Focus". Er sei empört über die Zeichnung seiner Mutter Hannelore, die 2001 Selbstmord verübte. Der Film würdige sie "zur Randfigur" herab. "Das ist lächerlich und respektlos." Hannelore Kohl sei stets "eine wichtige, zentrale Ratgeberin" seines Vaters gewesen.

Seine Mutter sei nicht - wie der Film zeige - enttäuscht darüber gewesen, dass ihr Mann auch nach der Wiedervereinigung Kanzler bleiben wollte, sagte der 46-Jährige. Hannelore Kohl habe ihren Mann vielmehr "massiv darin bestärkt, den Weg zur Wiedervereinigung konsequent zu gehen". Auch sein Vater werde in dem Film nicht angemessen gewürdigt. Kohl sei "nie der entrückte Technokrat der Macht" gewesen, als den ihn die Zuschauer jetzt zu sehen bekämen. Mit seiner Kritik spreche er auch für seinen jüngeren Bruder Peter.

Nichts zur Parteispendenaffäre

Die ZDF-Produktion beschreibt die politische Karriere Helmut Kohls in zwei Etappen: als Jungpolitiker von 1947 bis 1969 sowie später als Kanzler während der deutsch-deutschen Wende im Herbst 1989. Den älteren Kohl spielt Thomas Thieme, der jüngeren Stephan Grossmann. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut schreibt: "Der Film ist eine fundiert recherchierte und von großem Wissen geprägte Interpretation einer Persönlichkeit". Der Drehbuch-Autor Jochen Bitz sagt, ihn habe interessiert, "wie so ein Mensch beschaffen ist." Zentrale Passagen in Helmut Kohls Biografie blendet der Film jedoch aus. Wie nah Helmut Kohl seiner langjährigen Sekretärin stand ist kein Thema - ebenso wenig wie die Hintergründe der Parteispendenaffäre, die Kohls Ansehen später verdunktelte.

Regisseur Thomas Schadt und Filmproduzent Nico Hoffmann hatten im Jahr 2006 insgesamt rund 30 Stunden Gespräche mit dem jetzt 79- jährigen Ex-Kanzler geführt. Bellut schreibt dazu: "Helmut Kohl wusste im Umgang mit Journalisten immer, was er wollte - und was nicht. Als langjähriger Mitarbeiter und Leiter der ZDF-Innenpolitik kann ich die Arbeit mit ihm in Interviews als nicht einfach beschreiben." Das war auch bei diesem Film der Fall: Kohl wollte nicht, dass die Interview-Passagen jetzt ausgestrahlt werden. Das ZDF will sie nun zu Kohls 80. Geburtstag im April 2010 senden.

DPA
dpa/lk