Donald Trumps Abrechnung Wer jetzt alles vor ihm zittern muss

Donald Trump ist ein Comeback gelungen, wie es die USA noch nicht erlebt haben. Seine erneute Präsidentschaft scheint von einem Ziel getrieben zu sein: Rache.
Trump mit "Make America Great Again" Cappy
Donald Trump hat eine Machtfülle wie kein Präsident zuvor
© Doug Mills / The NewYorkTimes / Redux / Laif

Als Donald J. Trump in der Nacht zum 6. November die Bühne in West Palm Beach betritt, den Vorhang zur Seite schiebt, sich etwas müde vor seiner Familie und den Flaggen postiert, als er lächelt und Luft holt und schließlich ansetzt, den Sieg zu verkünden, kommt ein Comeback zu seinem Abschluss, so atemberaubend wie beängstigend – eines, wie es die Vereinigten Staaten in 248 Jahren nicht erlebt haben. 

Niemals zuvor kam ein schon einmal bezwungener Präsident so zurück. Kein verurteilter Straftäter zog je ins Weiße Haus ein. Noch nie hat ein amerikanischer Politiker eine Bewegung mit einer derartigen Wucht aus dem Boden gestampft; sie sollte ihn schließlich zu solcher Macht führen. 

Rache als Leitmotiv

An diesem Tag hat Trump nicht nur die Präsidentschaftswahl gewonnen. Seine Republikaner haben den Senat gewonnen. Sie haben das Repräsentantenhaus mit großer Sicherheit verteidigt. Der Oberste Gerichtshof liegt ohnehin in der Hand ultrakonservativer Richter, die Trump de facto Straffreiheit zugesichert haben. Wenn Trump im Januar wieder die Präsidentschaft übernimmt, hat er freie Hand. Das heißt für ihn: Rache.  

Trump, wie er durch einen blauen Vorhang, auf die Bühne läuft
Trump, 78, betritt die Bühne in West Palm Beach, um vor Anhängern seinen Sieg zu verkünden
© Evan Vucci / DPA

Rache ist ein Leitmotiv im Leben des Donald Trump. An seinen politischen Gegnern, allen voran Joe Biden. An Kritikern aus den eigenen Reihen wie der abtrünnigen Liz Cheney. An Staatsanwälten, die gewagt haben, ihn anzuklagen. An allen "Feinden im Inneren", wie er sie nennt, die er zur Not mit Soldaten bekämpfen will. 

Trumps Rückkehr zementiert die Macht seiner "Make America Great Again"-Botschaft. Die Wähler haben seine Dystopie eines zerstörten Landes als ihre Realität akzeptiert. Sie haben ihm geglaubt, wenn er von den USA als einem "Dritte-Welt-Land" sprach, in dem Kriminalität um sich greife und Migranten ungestraft töteten und vergewaltigten und Haustiere äßen. Und sie haben ihm geglaubt, dass er die einzige Hoffnung für das Land sei. "Wenn ihr mich wählt, haben wir eine goldene Zukunft vor uns", hatte er seinen Anhängern wieder und wieder eingetrichtert. Was hat Millionen von Amerikanern angetrieben, ihm diese Macht in den Schoß zu legen? Und wie gefährlich ist ein reizbarer, narzisstischer, prädementer Instinktpolitiker, wenn ein Atomschlag zu seinem persönlichen Arsenal gehört? 

Erschienen in stern 46/2024