Carl Schurz Wie ein deutscher Revolutionär in Amerika Minister wurde

Er ist der erste in Deutschland geborene Politiker, der Minister im Kabinett eines US-Präsidenten wird. Carl Schurz, der in Liblar bei Köln geboren wurde und am Mai-Aufstand von 1849 in Baden teilnahm, gelang 1852 eine abenteuerliche Flucht in die USA.

Die Amerikaner haben Carl Schurz in New York auf einer Anhöhe über dem Hudson ein Denkmal gesetzt. Mit der Inschrift "Verteidiger der Freiheit und Freund der Menschenrechte" ehren sie den deutschen Revolutionär, den General im amerikanischen Bürgerkrieg und den Innenminister der Vereinigten Staaten. Am (morgigen) Dienstag jährt sich der Geburtstag des bedeutendsten Deutschamerikaners des 19. Jahrhunderts zum 175. Mal.

Anlässlich des 100. Geburtstages im Jahr 1929 erklärte der damalige deutsche Reichsaußenminister Gustav Stresemann, Schurz sei es gelungen, seine Liebe für Deutschland mit der Loyalität für seine amerikanische Wahlheimat in einer wunderbaren Einheit zu verbinden. In seinem Namen haben sich mittlerweile viele diesseits und jenseits des Atlantiks der Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen verschrieben.

Teilnahme am Mai-Aufstand von 1849 in Baden

Geboren wird Schurz am 2. März 1829 als Sohn eines Dorfschullehrers in Liblar bei Köln. Als Student an der Bonner Universität kommt er mit radikalen politischen Kräften in Kontakt, die für ein geeintes Deutschland, für Freiheit, Gleichheit und Demokratie kämpfen. 1848 schließt sich der überzeugte Republikaner der demokratischen Bewegung an. Schurz nimmt am Mai-Aufstand von 1849 in Baden teil und gerät bei der Verteidigung der Festung Rastatt in preußische Gefangenschaft.

Überliefert ist seine abenteuerliche Flucht durch den Abwasserkanal der Stadt. Über Straßburg gelangt Schurz zunächst in die Schweiz und lässt sich danach in England nieder. Von dort aus emigriert der von der preußischen Justiz per Steckbrief Gesuchte 1852 mit seiner Frau Margarethe in die USA.

Die Entscheidung für die Neue Welt begründete Schurz später so: Er sei nach Amerika gegangen, um "für die alte Sache der menschlichen Freiheit zu kämpfen". Schurz und seine Frau leben kurze Zeit in New York. Danach ziehen sie nach Watertown in Wisconsin, wo es eine große deutsche Gemeinde gibt. Schurz lässt sich zunächst als Farmer nieder und bildet sich zum Rechtsanwalt aus. Seine Frau eröffnet in dieser Zeit den ersten Kindergarten in den USA.

Auf Stimmenfang für Lincoln

Getreu der politischen Vergangenheit in seiner alten Heimat schließt sich Schurz in Amerika der noch jungen Republikanischen Partei an, die sich gegen die Sklaverei wendet. 1858 lernt er den späteren Präsidenten Abraham Lincoln kennen. Schurz unterstützt ihn 1860 im Präsidentschaftswahlkampf und führt ihm insbesondere die Stimmen der Deutschamerikaner zu.

Nach der gewonnenen Wahl schickt Lincoln Schurz als Gesandten nach Madrid. 1862 holt er ihn auf eigenen Wunsch wieder zurück. Die USA befinden sich mittlerweile im Bürgerkrieg und Schurz beginnt eine Karriere in der Armee der Nordstaaten und steigt bis zum Generalmajor auf.

Nach Lincolns Ermordung 1865 zieht sich Schurz zunächst wieder ins Privatleben zurück und arbeitet als Journalist. Vier Jahre später kehrt er als Senator von Missouri auf die politische Bühne nach Washington zurück. 1877 wird er Innenminister unter Präsident Rutherford Hayes und bleibt bis 1881 in dem Amt. Er ist der erste in Deutschland geborene Politiker, der Minister im Kabinett eines US-Präsidenten wird. Nach ihm schaffte dies nur Henry Kissinger.

Früher Umweltschützer

Als Innenminister wird Schurz zur wichtigsten Stütze von Präsident Hayes. So reformiert er den Verwaltungsdienst. Er ist auch für das Büro für Indianerangelegenheiten zuständig, das zu den damaligen Zeiten der Indianerkriege eine wichtige Rolle spielt. Schurz verhindert, dass die Behörde dem Kriegsministerium unterstellt wird. Er kann ferner als ein früher Umweltschützer angesehen werden. Als Innenminister wendet er sich gegen die rücksichtslose Plünderung der dem Bund gehörenden Waldgebiete von Seiten der Holzfäller.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt widmet sich Schurz wieder dem Journalismus. Entschieden kritisiert er den sich um 1900 abzeichnenden amerikanischen Imperialismus. Schurz stirbt am 14. Mai 1906 in New York.

DPA
Wolfgang Künzel

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