"heute wichtig" Neues Jahr, neues Leben: Wie wir unser Gehirn austricksen können

Christiane Stenger
Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger sagt, wie aus Vorsätzen Taten werden
© Nils Schwarz / stern
Schon wieder ein neues Jahr. Die Zeit rast. Und überhaupt – nächstes Jahr mach ich mehr Sport. Haben Sie diese Floskeln in den letzten Tagen auch gehört? Die Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger verrät im Podcast "heute wichtig", wie aus diesen Plattitüden Taten werden.

Gefühlt vergeht die Zeit mit jedem Lebensjahr schneller. Saß man gerade noch im T-Shirt bei sommerlichen 26 Grad in der Sonne, blinzelt man zwei Mal und schon ist Weihnachten und Silvester vorbei. Dieses Gefühl nennt man das Zeit-Paradoxon – Zeit im Wartezimmer kommt einem im Augenblick ewig vor und schöne Erlebnisse vergehen schneller. Sowieso rast die Zeit immer mehr, je älter man wird, und schon ist wieder Weihnachten. Dieses Empfinden ist allerdings subjektiv – und man kann es steuern, sagt die Autorin und mehrfache Junior-Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger im Podcast "heute wichtig": "Wir haben keinen Sinn für die Zeit. Daraus folgt, dass unser Gehirn unsere subjektive Zeitwahrnehmung selbst konstruiert. Das gibt einem aber auch Macht über die Zeit, wenn wir wissen, dass unsere Zeit tatsächlich nur eine Erfindung unseres Gehirns ist." 

Neue Erlebnisse verlangsamen die Wahrnehmung des Alltags 

Zeit, eine Erfindung unseres Gehirns? Zumindest, wie langsam oder schnell sie einem vorkommt. Wenn man mal wieder das Gefühl hat, dass das Leben an einem vorbeirast, hilft nur bewusstes Innehalten: "Wenn wir gestresst sind, hilft eine kurze Pause mit zum Beispiel zehn Atemzügen. Je bewusster man seinen Körper wahrnimmt, desto langsamer vergeht die Zeit", rät Christiane Stenger. Außerdem verlangsamen neue Erlebnisse das eigene Zeitgefühl – auch in Alltagssituationen lässt sich immer wieder Neues entdecken, darauf sollte man sich konzentrieren. Denn das Gehirn ist ein Gewohnheitstier, erklärt der Gedächtnisprofi. Routinen sind eingeübt und verbrauchen weniger Energie, davon möchte das Gehirn möglichst viel für sich: "Wir müssen unser Gehirn überlisten und überzeugen, ihm neue Gewohnheiten schmackhaft machen." 

"Wir müssen unser Gehirn überlisten" 

Neue Gewohnheiten zu etablieren, gehört bei vielen Menschen standardmäßig zu den Neujahrsvorsätzen. Die Klassiker: aufhören zu rauchen, weniger Alkohol oder mehr Sport. Doch aus diesen Vorsätzen feste Routinen zu machen ist für das gewohnheitsliebende Gehirn gar nicht so einfach. Deshalb rät Christiane Stenger dazu, sich selbst möglichst niedrigschwellige Ziele zu setzen und diese dann langsam zu steigern: "Wenn man zum Beispiel mehr Sport machen möchte, kann man sich vornehmen, jeden Tag zwei Minuten Sport zu machen. Das klingt vielleicht lustig, aber wir müssen es uns leicht machen, damit die Hürde so gering wie möglich ist und wir eine positive Erfahrung machen." Noch mehr Tipps und was eigentlich die Pomodoro-Technik ist, verrät Christiane Stenger im Gespräch mit Podcast-Host Michel Abdollahi.

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mkb